Standort Berlin

Das 1982 gegründete Zentrum für Antisemitismusforschung (ZfA) in Berlin zählt zu den weltweit bedeutendsten Einrichtungen seiner Art. Im Mittelpunkt seiner Arbeit steht die interdisziplinäre Grundlagenforschung zum Antisemitismus in seinen vielfältigen Ursachen, Erscheinungsformen und Auswirkungen in Vergangenheit und Gegenwart.

Das interdisziplinär besetzte FGZ-Team des ZfA an der Technischen Universität Berlin fragt in seinen Forschungsprojekten nach den Dynamiken von Ein- und Ausschluss, befasst sich aber auch mit pluralistischen Zusammenhaltskonzepten, die gerade von marginalisierten Gruppen formuliert wurden und werden. Im Mittelpunkt stehen die Geschichte und Gegenwart von Antisemitismus und Rassismus sowie die Perspektiven der Betroffenen.

Dieser Arbeitsschwerpunkt wird seit jeher um benachbarte Themenfelder erweitert, etwa durch umfangreiche Forschungen zur Geschichte des Holocaust, zur deutsch-jüdischen Geschichte, zu anderen Ausprägungen von Rassismus und Gewalt oder zu Minderheiten in Deutschland. Institutionell spiegelt sich diese Erweiterung u.a. in der 1999 am ZfA eingerichteten Arbeitsstelle für Jugendgewalt und Rechtsextremismus. Auch räumlich hat das ZfA seine Forschungen zunehmend ausgeweitet: Ursprünglich weitgehend auf Deutschland beschränkt, steht die gegenwärtige Arbeit des ZfA stärker in europäischen und außereuropäischen Bezügen.

Beratung für pädagogische und politische Gremien

Seit 2012 vertritt die Leitung des ZfA die TU im Direktorium des neugegründeten Zentrums Jüdische Studien Berlin-Brandenburg. Neben der Forschung bieten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des ZfA Lehrveranstaltungen an der TU Berlin und Weiterbildungen an. Im Wintersemester 2014/15 startete der M. A.-Studiengang „Interdisziplinäre Antisemitismusforschung“. Außerdem berät das ZfA wissenschaftliche, pädagogische und politische Gremien und unterstützt in vielfältigen Formaten die politische Bildungsarbeit.

Die Geschichte des Antisemitismus eignet sich in besonderer Weise, die Ambivalenzen und Gefahren von Zusammenhaltsvorstellungen zu untersuchen. Denn der Ausschluss von Jüdinnen und Juden diente stets auch der Herstellung eines vermeintlich homogenen Kollektivs, das als religiöse oder völkische Gemeinschaft definiert wurde. Gleichzeitig wurden gerade in Auseinandersetzung mit dem Antisemitismus pluralistische Vorstellungen von Zusammenhalt in der modernen Gesellschaft entwickelt, die bis heute aktuell sind.

Die Rolle im Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt

Ausgehend von diesen grundlegenden Einsichten bringt sich das Zentrum für Antisemitismusforschung in die Arbeit des FGZ ein. Die Forschungsprojekte behandeln die Themenfelder Inklusion-Exklusion-Populismus, Erinnerungskulturen, Demokratie und Öffentlichkeit, Medien und Kommunikation, Arbeit und Pluralität. Forschungsleitende Fragestellungen sind unter anderem:

  • Wie muss Integration gestaltet werden, um politisch-demokratische Aushandlungsprozesse auch im Spannungsfeld von kultureller Eigenheit und staatsbürgerlicher Gleichheit zu ermöglichen?
  • Inwiefern tragen Erinnerung und die Anerkennung biographischer Erzählungen zum gesellschaftlichen Zusammenhalt oder zu seiner Gefährdung bei?
  • Wie wirken sich soziale Ungleichheit, Krisenhaftigkeit und Konkurrenzprinzip auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt und den Wiederaufstieg ausschließender Ideologien aus?
  • Wie lässt sich Antisemitismus in der postmigrantischen Gesellschaft vor dem Hintergrund seiner Beziehungen zu rassistischen Ausgrenzungsnarrativen untersuchen und bekämpfen?
  • Wie wirkt sich die Geschichte des Rassismus in DDR und BRD auf die gegenwärtige Gesellschaft und ihren Zusammenhalt aus?
  • Welche Effekte haben Religion und religiöse Konflikte auf gesellschaftlichen Zusammenhalt?
  • Welche kritischen und edukativen Potentiale kann eine in jüdischen Bild- und Sprachtheorien, ethisch-ästhetischen Verflechtungen und historisch-lebensweltlichen Erfahrungen wurzelnde philosophische Sicht auf die zunehmende Dominanz digitaler Bilder entwickeln?

 

Forschungsprojekte

Alle Forschungsprojekte des Berliner Standorts finden Sie hier.

 

 

Aktuelles

Publikationen
2022

Über Freund- und Feindschaften im Kampf gegen Rassismus und Antisemitismus

Buchkapitel
Meron Mendel, Saba-Nur Cheema und Sina Arnold | In: Frenemies: Antisemitismus, Rassismus und ihre Kritiker:innen, hg. von Meron Mendel, Cheema Saba-Nur, und Sina Arnold. Berlin: Verbrecher Verlag.
» Detailansicht
Publikationen
2022

Frenemies: Antisemitismus, Rassismus und ihre Kritiker:innen

Sammelband
Meron Mendel, Saba-Nur Cheema und Sina Arnold (Hrsg.) | Berlin: Verbrecher Verlag.
» Detailansicht
Publikationen
2022

From Occupation to Occupy. Antisemitism and the Contemporary American Left.

Monographie
Sina Arnold | Bloomington: Indiana University Press.
» Detailansicht
Pressespiegel
27. Juni 2023

Solidarität ist eine Wahl

Interview mit Ines Grau (FGZ Konstanz) & Dr. habil. Mathias Berek (FGZ Berlin) | Karuna Kompass #50, Redaktion
» Externer Link
Publikationen
2022

Antisemitismus von links

Buchkapitel
Sina Arnold | In: Frenemies: Antisemitismus, Rassismus und ihre Kritiker:innen, hg. von Meron Mendel, Cheema Saba-Nur, und Sina Arnold. Berlin: Verbrecher Verlag.
» Detailansicht
Pressespiegel
18. August 2023

„Keine Institution ist von der Gesellschaft isoliert“

Interview mit Dr. Sina Arnold (FGZ Berlin) | Forum - Das Wochenmagazin, Celine Koch | Er hat viele Gesichter und mancherorts sitzt er so tief, dass Nicht-Betroffene ihn nicht wahrnehmen. [...]
» Externer Link
Termine
23. - 25. Oktober 2023
Berlin

Interdisziplinäre Kreuzwege: Intersektionale Transformation(en) christlich-antijüdischer Feindbilder

Tagung der Evangelischen Akademie zu Berlin in Kooperation mit dem FGZ Berlin, dem Netzwerk antisemitismus- und rassismuskritischer Religionspädagogik und Theologie und den [...]
» Detailansicht

Team

Dr. Maria Alexopoulou
Berlin

Dr. Maria Alexopoulou

Ausschussmitglied|Projektleiter:in
Ich bin wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin und  Habilitandin…
m.alexopoulou@tu-berlin.de
 Berryl H. C. Amedegnato
Berlin

Berryl H. C. Amedegnato

Wissenschaftliche:r Mitarbeiter:in
Berryl Amedegnato ist Linguistin, Literaturwissenschaftlerin sowie Historikerin. Ihr Studium schloss sie 2021 an der Universität…
b.amedegnato@tu-berlin.de
Dr. Sina Arnold
Berlin

Dr. Sina Arnold

Ausschussmitglied|Projektleiter:in
Sina Arnold ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin. Sie hat…
arnold@tu-berlin.de
Dr. Felix Axster
Berlin

Dr. Felix Axster

Ausschussmitglied|Projektleiter:in|Standort-Koordinator:in|Standort-Sprecher:in
Felix Axster ist Historiker und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Antisemitismusforschung (ZfA) der Technischen…
felix.axster@tu-berlin.de
Dr. habil. Mathias Berek
Berlin

Dr. habil. Mathias Berek

Ausschussmitglied|Projektleiter:in|Standort-Koordinator:in|Standort-Sprecher:in
Dr. habil. Mathias Berek ist Kulturwissenschaftler und Mitarbeiter am Zentrum für Antisemitismusforschung an der Technischen…
berek@tu-berlin.de
Dr. Halil Can
Berlin

Dr. Halil Can

Wissenschaftliche:r Mitarbeiter:in
An der FU Berlin habe ich Politikwissenschaften studiert und am Institut für Europäische Ethnologie der HU Berlin über…
can@tu-berlin.de
Dr. Yael Kupferberg
Berlin

Dr. Yael Kupferberg

Projektleiter:in
Als Wissenschaftliche Mitarbeiterin (Projektleiterin) ist Yael Kupferberg seit Oktober 2020 am ZfA/ Forschungsinstitut…
kupferberg@tu-berlin.de
Dr. Hannah Lund
Berlin

Dr. Hannah Lund

Projektleiter:in
Dr. Hannah Lotte Lund ist Historikerin und Literaturwissenschaftlerin am Zentrum für Antisemitismusforschung der TU Berlin, mit…
h.lund@tu-berlin.de
 Tobias Neuburger
Berlin

Tobias Neuburger

Wissenschaftliche:r Mitarbeiter:in
Tobias Neuburger ist Soziologe und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Antsemitismusforschung der Technischen Universität…
neuburger@tu-berlin.de
Prof. Dr. Stefanie Schüler-Springorum
Berlin

Prof. Dr. Stefanie Schüler-Springorum

Projektleiter:in|Standort-Sprecher:in
Stefanie Schüler-Springorum ist Historikerin und leitet seit 2011 das Zentrum für Antisemitismusforschung an der TU Berlin. Nach…
schueler-springorum@tu-berlin.de
Dr. Kimiko Suda
Berlin

Dr. Kimiko Suda

Wissenschaftliche:r Mitarbeiter:in
Dr. Kimiko Suda ist Soziologin/Sinologin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Antisemitismusforschung der Technischen…
suda@tu-berlin.de