Der Standort Konstanz untersucht Vorstellungen und Praktiken von gesellschaftlichem Zusammenhalt, die verbindend und ausgrenzend zugleich wirken. Er legt einen Schwerpunkt auf kulturelle Aspekte und hinterfragt Ideale von Zusammenhalt, die auf Einheit und Geschlossenheit abzielen.
Trägerinstitution
Eine lange Tradition
Wissenschaftler:innen der Universität Konstanz interessieren sich seit Jahrzehnten für das Thema der Integration. Dabei beschäftigen sie sich auch mit Prozessen der Desintegration. Diese Zugangsweise prägt auch die Konstanzer Forschung im FGZ. Sie macht sich die vor Ort eingespielte Zusammenarbeit zwischen wissenschaftlichen Disziplinen zunutze. Unser Standort vereint rechts-, literatur- und medienwissenschaftliche mit historischen, kulturanthropologischen und soziologischen Fragestellungen.
Beitrag zum Oberthema Gesellschaftlicher Zusammenhalt
Ein zwiespältiges Phänomen
Forschungen zum gesellschaftlichen Zusammenhalt zeigen: Er kann gelingen, führt jedoch oft zu ausgrenzenden Folgen. Die Mitglieder des Konstanzer Standorts haben daher ein Bewusstsein für die Zwiespältigkeit von Zusammenhalt entwickelt. Wir wollen auch düstere Seiten benennen und berücksichtigen. Eine kulturwissenschaftliche Herangehensweise eignet sich dafür besonders.
Wir trennen keine kulturelle Dimension des Zusammenhalts ab, sondern beobachten das Zusammenspiel von sozioökonomischen, politisch-institutionellen und kulturellen Prozessen. Die Konstanzer Sichtweise zeichnet sich zudem dadurch aus, dass wir Praktiken von Einbezug und Ausgrenzung im Verhältnis zu Idealen von Zusammenhalt untersuchen. Dabei treten häufig Missverhältnisse zwischen Idealen und Praktiken zutage.
Perspektiven von den Rändern
Dies verweist auf eine weitere Konstanzer Besonderheit: Wir interessieren uns für weniger machtvolle, an den Rand gedrängte Perspektiven auf den Zusammenhalt. Dabei blicken wir auf Aushandlungsprozesse abseits vorherrschender Begriffsbildungen. Wir verstehen die gesellschaftsweite Rede vom Zusammenhalt aus alltäglichen Praktiken heraus. Dieser Blickwinkel erlaubt es, den Zusammenhalt als Untersuchungskategorie und als gelebte Praxis zu hinterfragen.
An allen Themenfeldern beteiligt
Konstanzer Forscher:innen interessieren sich zusammen mit anderen Standorten für den Beitrag des Rechts zum demokratischen Zusammenhalt. Sie untersuchen das Verhältnis von Infrastrukturwandel und Verwaltungshandeln. Zudem erarbeiten sie Vorschläge zur Analyse der wahrgenommenen Polarisierung auf Social-Media-Plattformen. Dabei erforschen sie auch, wie der Austausch auf diesen Plattformen politische Polarisierungen unter Jugendlichen begünstigt.
Historische Forschungen betrachten deutsche, französische und polnische Migrations- sowie Solidaritätsbewegungen seit dem „Sommer der Migration“ im Jahr 2015. Sie befassen sich mit der Politisierung von Sorge-Arbeit in Westeuropa seit den 1970er Jahren. In Bezug auf fragwürdige Aspekte des Zusammenhalts erforschen Konstanzer Wissenschaftler:innen auch den Zusammenhang von Verfassungs- und Ungleichheitsdynamiken. Sie streben eine kritische Überprüfung des Konzepts der Unionsbürgerschaft in der Europäischen Union an.
Wissenstransfer
Die Wissenschaftler:innen des Standorts Konstanz kooperieren eng mit dem Konstanzer Stadttheater. Regelmäßig veranstalten sie im Eingangsbereich einer der Spielstätten Diskussionsrunden, die den Namen „Foyer Forschung“ tragen. Diese bieten Bürger:innen die Möglichkeit, sich mit Expert:innen über Fragen des Zusammenhalts auszutauschen.
In Berlin organisiert der Standort regelmäßig Veranstaltungen unter dem Titel „Migrationspolitische Foren“. Diese ermöglichen vertiefte Gespräche zwischen Wissenschaft, Praxis und Politik. In ungezwungener Atmosphäre diskutieren hochrangige Referierende und Gäste über ein aktuelles Thema des Zusammenhalts mit rechtspolitischem Bezug.
Aktuelles
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