Themenfeld D: Kulturelle Dynamiken des Zusammenhalts
Gemeinsame Wissensbestände, Identitäten und Werte sind umkämpft oder erodieren zunehmend. Themenfeld D untersucht, welche Bedeutung sie bei der Herstellung und Gefährdung gesellschaftlichen Zusammenhalts haben.
Die gegenwärtigen Krisen und Transformationen zeigen, dass kulturelle Dynamiken eine ebenso wichtige Rolle spielen wie ökonomische oder politische. So ist selbst der Krieg Russlands gegen die Ukraine kein rein geopolitisch motiviertes Ereignis, sondern auch ein Kampf um Weltbilder, Ideen und Erzählungen.
In den Krisen der Gegenwart nehmen nicht nur materielle Verteilungsspielräume ab, sondern auch immaterielle Güter werden als verknappt wahrgenommen: Anerkennung, Sichtbarkeit, Vertrauen, Hoffnung und Zukunftszuversicht. Die Konkurrenz um Werte, Identitäten und Weltanschauungen verschärft sich. Die kollektive Abwertung von Gruppen, die als die Anderen imaginiert werden, gewinnt an Bedeutung. Und doch stehen der symbolischen Verknappung, den Verteilungskämpfen und dem Ausschluss immer auch inklusive, diversitätsoffene Formen und Vorstellungen des Zusammenhalts gegenüber.
Themenfeld D geht davon aus, dass Bedeutungen, Symbole und Narrative einen Rahmen für Weltverständnisse, Identitätskonstruktionen und Interaktionsregeln bereitstellen. Sie tragen so dazu bei, dass Individuen in Gruppen, Milieus und Gesellschaft zusammenhalten.
Wir interessieren uns für die Rolle symbolischer und kultureller Konstruktionen in den Auseinandersetzungen um Wissen, Vorstellungen, Werte und Identitäten. Dabei gehen wir davon aus, dass Welt-, Fremd- und Selbstdeutungen erstens nur in ihrer historischen Gewordenheit und zweitens nur in ihrer globalen Verflechtung und Pluralität zu verstehen sind.
Vorstellungen von gesellschaftlichem Zusammenhalt und die damit einhergehenden Praktiken sind innerhalb von Gesellschaften und im globalen Vergleich verschieden.
Das Forschungsinteresse des Themenfelds konkretisiert sich in drei Leitfragen:
Welche Rolle spielen Welt-, Selbst- und Fremddeutungen von Gruppen, Milieus und Gesellschaften bei der sozialen Konstruktion von gesellschaftlichem Zusammenhalt?
Wie laufen die Konflikte um Welt-, Fremd- und Selbstdeutungen ab? Wie funktioniert die Konkurrenz um symbolische und materielle Güter?
Wie gelingen inklusive und kooperative Vorstellungen und Praktiken gesellschaftlichen Zusammenhalts?

1. Konflikte um Selbst- und Weltdeutungen
2. Sozialisationsdynamiken
3. Mediatisierungsdynamiken
4. Hegemoniedynamiken
Themenfeld D plant einen intensiven Austausch mit Akteur:innen aus der Praxis:
- Wir produzieren Handreichungen für die politische Bildung und die jugend- und kulturpolitische Arbeit.
- Wir bereiten unsere Ergebnisse für redaktionelle und soziale Medien auf.
- Wir kooperieren mit Akteur:innen an der Schnittstelle zwischen Politik und (digitaler) Technologie.
- Wir etablieren zudem dialogische Formate zwischen Forschung und Gesellschaft.
Zielgruppen sind dabei insbesondere auch minorisierte oder nur wenig gehörte Gruppen. Die Teilhabe und Partizipation von Jugendlichen wollen wir nicht nur wissenschaftlich analysieren, sondern im Wissenstransfer zwischen Forscher:innen und Jugendlichen auch praktisch befördern.