Themenfeld A untersucht, wie der Zustand des gesellschaftlichen Zusammenhalts politische Prozesse beeinflusst. Dabei steht die Frage im Mittelpunkt, wie die Krise der Demokratie mit Veränderungen des Zusammenhalts zusammenhängt: Ist sie eine Folge eines schwindenden Zusammenhalts? Oder ist der Vertrauensverlust in die Demokratie die Ursache der Krise des Zusammenhalts?
Ein Schlüsselbegriff in unserer Forschung ist der Begriff des demokratischen Zusammenhalts. Unter demokratischem Zusammenhalt verstehen wir Formen des Zusammenhalts, die sich auf demokratische Erfahrungen, Praktiken und Prinzipien stützen und aus ihnen eine gemeinsame Identität und Normen des gesellschaftlichen Miteinanders entwickeln. Beispiele dafür sind Vertrauen in demokratische Institutionen, die Erfahrung von Partizipation oder demokratische Grundwerte wie Toleranz und Gleichheit. Demokratischer Zusammenhalt ist für Demokratien besonders wichtig, da er niemanden aufgrund seiner Herkunft oder Kultur ausschließt. Er ist aber auch besonders prekär, da er verloren zu gehen droht, wenn das Vertrauen in die Demokratie schwindet.
Wir fragen, wie Krisen der Demokratie und demokratischer Zusammenhalt zusammenhängen und wie der Umgang von Politik und Zivilgesellschaft mit diesen Krisen vom gesellschaftlichen Zusammenhalt beeinflusst wird. Diese Fragestellung wird in drei Aspekten vertieft:
Die Krise der Demokratie als Ursache für die Krise des Zusammenhalts:
Inwiefern ist die Krise des Zusammenhalts eine Folge von Fehlentwicklungen der Demokratie? Sind zunehmende Konflikte und politische Lagerbildung eine Reaktion auf das Gefühl, dass die demokratischen Institutionen nicht mehr in der Lage sind, unsere Probleme zu lösen?
Die Krise der Demokratie als Folge einer Krise des Zusammenhalts:
Welche Rolle spielen Veränderungen des Zusammenhalts in der aktuellen Krise der Demokratie? Funktioniert die Demokratie auch deshalb schlechter, weil die Gesellschaft polarisiert ist und der Zusammenhalt abgenommen hat?
Reaktionen auf Krisen:
Wie wichtig ist Zusammenhalt für politische Krisenbewältigung und das Engagement der Zivilgesellschaft? Unter welchen Bedingungen fördern Staaten aktiv den gesellschaftlichen Zusammenhalt?

1. Demokratischer Zusammenhalt: normative und empirische Perspektiven
2. Zusammenhaltspolitik und politische Legitimität
3. Partizipation und Protest: zwischen „voice“ und „exit“
4. Politisierung von Differenz
Die Transferaktivitäten des Themenfelds haben das Ziel, mit Interessierten aus Politik, Medien, politischer Bildung und Zivilgesellschaft über die Themen unserer Forschung ins Gespräch zu kommen. Dabei geht es nicht nur um die Vermittlung unserer Forschungsergebnisse, sondern auch darum, Anregungen aus der Praxis aufzunehmen.
Unter dem Leitmotiv „Distanz zur Demokratie“ rücken wir die wachsende Entfremdung von demokratischen Prinzipien in den Fokus. Angelehnt an unsere Forschungsschwerpunkte stehen vier zentrale Fragen im Mittelpunkt:
„Welche Regeln braucht der Zusammenhalt?“
„Geht Demokratie ohne Zusammenhalt?“
„Wie wirkt Protest auf Zusammenhalt?“
„(Wo) spaltet sich die Gesellschaft?“
Um diesen Fragen auf die Spur zu kommen, setzen wir auf vielfältige Formate: öffentliche Diskussionsabende, interaktive Webseiten, Workshops mit MultiplikatorInnen und Foren, die wissenschaftliche Expertise mit politischer Verantwortung verknüpfen.
Arbeitspakete

Cosima Adams
Dr. Mirko K. Braack
Prof. Dr. Christopher Daase
Prof. Dr. Nicole Deitelhoff
Melanie Dietz
Clara Dilger
Prof. Dr. Daniela Grunow
Jan Rau
