Eingewanderte bauen nur schrittweise Bindungen an Parteien in Deutschland auf
Abstract
Etwa jede vierte Person in Deutschland hat eine Einwanderungsgeschichte. Ein Indikator für ihre Inklusion in das politische Leben ist, ob sie sich mit einer Partei verbunden fühlen. Befragungen des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) zeigen, dass Eingewanderte und ihre Kinder dies seltener tun als die restliche Bevölkerung. Bei selbst Eingewanderten steigt die Parteibindung mit der Aufenthaltsdauer: Bis fünf Jahre nach ihrer Einwanderung gibt etwa ein Viertel der Befragten eine erste Parteibindung an, nach 15 Jahren ist es rund die Hälfte. Dabei unterscheiden sich die Parteibindungen zwischen Personen verschiedener Herkunftsländer stark. So neigen Menschen aus der Türkei häufiger der SPD zu, während sich Eingewanderte aus Osteuropa und der ehemaligen Sowjetunion beziehungsweise den Nachfolgestaaten häufiger der CDU/CSU verbunden fühlen. Dass die Hälfte der Menschen mit Einwanderungsgeschichte in Deutschland den Parteien bisher dauerhaft distanziert gegenübersteht, weist auf ein hohes Mobilisierungspotenzial hin. Parteien sollten daher diese wachsende Wählergruppe noch aktiver ansprechen und ihre vielfältigen politischen Interessen stärker einbeziehen.
Quellen
Jacobsen, Jannes und Martin Kroh. 2021. Eingewanderte bauen nur schrittweise Bindungen an Parteien in Deutschland auf. In: DIW Wochenbericht. doi: 10.18723/DIW_WB:2021-28-1.