Prototypen des gesellschaftlichen Zusammenhalts
D_07 – Projekt des FGZ Bremen – Projekt des FGZ Hamburg
Digitale Plattformen und soziale Medien werden, wenn es um Fragen des gesellschaftlichen Zusammenhalts geht, typischerweise als Probleme wahrgenommen. Facebook, X/Twitter und TikTok fördern Radikalisierung und Hassrede und gelten deshalb als Gefahr; Airbnb, Deliveroo und Uber stellen eine Herausforderung für lokale Ökonomien dar. In der Forschung war – nach aus heutiger Sicht naiven Utopien zu Beginn des Internets – lange die Frage unterbelichtet, welche Potenziale digitale Plattformen für gesellschaftlichen Zusammenhalt haben. Das Arbeitspaket (AP) vollzieht einen solchen Perspektivwechsel, indem „Pioniergemeinschaften“ untersucht werden, die versuchen, „alternative Modelle“ von Plattformen zu etablieren. Ziel der Forschung ist es, auf digitale Medien und Infrastrukturen orientierte Gruppierungen aus dem Umfeld von „Civic Hacking“ und „Data Activism“ zu erforschen. Solche Bewegungen haben häufig eine enge Beziehung zu einem (zusammenhaltsorientierten) Datenjournalismus, wie er vor allem während und mit der Corona-Pandemie an Bedeutung gewonnen hat. Dabei fragt das AP nach den „prototypischen“ Konzepten des Einsatzes von digitalen Plattformen für den gesellschaftlichen Zusammenhalt bzw. nach der damit verbundenen Kritik an bestehenden Nutzungen und Regulationen von digitalen Technologien.
Das AP greift die Grundfragestellung nach der Rolle von Mediatisierungsdynamiken für gesellschaftlichen Zusammenhalt auf, indem es häufig „alltagskybernetische“, d.h. auf Selbstorganisation setzende Modelle des Zusammenhalts durch digitale Plattformen erforscht. Dabei werden die „Imaginationen“ von Pioniergemeinschaften, ihre „Praktiken“ und „Diskurse“ untersucht, u.a. bezogen auf „Welt- und Selbstbilder“, die handlungsleitend für soziale Praxis sind. Wie die Diskussion um „Datenkolonialismus“ zeigt, betrifft dies eine „globale Machtverschiebung“ und „symbolische Verknappung“ par excellence.
Der Schwerpunkt „Mediatisierungsdynamiken“ befasst sich mit der „ineinandergreifende[n] Transformation von Medien und Gesellschaft“ und dabei insbesondere mit „neue[n] Formen der mediatisierten Vergemeinschaftung“ und der „Transformation der gesellschaftlichen Partizipationskultur“. Für all diese Veränderungen stehen medien- und technologiebezogene Pioniergemeinschaften wie kaum eine andere Gruppierung: In diesen wurden heutige mediatisierte Vergemeinschaftungen imaginiert, bevor sie technologisch realisierbar waren, aus diesen heraus sind auch viele Technologien sozialer Medien entstanden – bis hin zu jüngsten Entwicklungen wie ChatGPT. Aktuelle und zukünftige Veränderungen in Bezug auf digitale Medien sind im FGZ praktisch nicht erforschbar, wenn man nicht auch diese Pionierentwicklungen mit einbezieht.
Projektleiter:innen und Kontakt
Prof. Dr. Andreas Hepp
Prof. Dr. Wiebke Loosen
Projektmitarbeiter:innen
Verena Albert
Praxispartner:innen
- BMBF-Projekt „molo.news“