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Schlüsselbegriffe gesellschaftlichen Zusammenhalts. Ein kritisches Vokabular

KON_T_01 – Projekt des FGZ Konstanz

Zielsetzung / Fragestellung

Ließe sich die politische und mediale Rhetorik der Bundesrepublik des vergangenen Jahrzehntes auf eine „Zaubervokabel“ bringen, so wäre es wohl die des „gesellschaftlichen Zusammenhalts“. Wie der für das 19. Jahrhundert prägende Bewegungsbegriff des Fortschritts, der das Versprechen ökonomischen Wohlstands, technologischer Entwicklung und politischer Emanzipation bündelte, prägt mit dem „Zusammenhalt“ nun anhaltend eine schillernde Wendung den gesellschaftlichen Diskurs.

Der Fortschrittsbegriff war untrennbar mit der Herausbildung der modernen Gesellschaft und einer Prognose ihrer Bewegungsgesetze verbunden. Die Wendung „Zusammenhalt“ evoziert in ihrer Bildlichkeit dagegen eher Bewahren als Modernisieren, eher Nostalgie als Utopie, eher Immobilisierung als Bewegung. Damit ist sie jedoch nicht nur als sprachliches Komplement zeitlicher, sondern auch räumlicher Dynamik zu verstehen. Sie steht den alltagsweltlichen und wissenschaftlichen Begriffen eines emphatischen wie kritischen Globalisierungsdiskurses entgegen, für den Verkettungen und Ungleichzeitigkeiten ökonomischer, politischer und kultureller Dynamiken und die Überschreitung von Grenzen und Zugehörigkeiten prägend war. Es ist vor allem die bürgerliche Mitte, die als Folge gesellschaftlicher Desintegration an den Zusammenhalt appelliert. In sozialen und politischen Kämpfen wird er kaum zum Bezugspunkt werden. Trotz dieser normativen und milieuspezifischen Ausrichtung verbreitet sich der „Zusammenhalt“ rasant in politischen Handreichungen und politischer Bildung, in akademischen Förderlogiken und als analytische Kategorie.  
 

Der entstehende Band wird die politisch und medial präsente Semantik vom gesellschaftlichen Zusammenhalt und dessen Gefährdung in verschiedenen Themenfeldern kritisch durchleuchten. In unserem kritischen Vokabular verzichten wir programmatisch darauf, den aktuell so intensiv diskutierten, bildhaften Begriff über andere Großbegriffe wie Integration, Solidarität, Identität usw. einzufangen. Stattdessen möchte der Band über kleinere, konkretere, in alltäglichen Praktiken situierte Schlüsselbegriffe die hegemoniale Rede vom Zusammenhalt von den Rändern erschließen und damit dezentrieren. Uns liegt besonders an den konfliktbeladenen, marginalisierten und figurativen Begriffen der Sozialität, mit denen sich die national und normativ konnotierte Metapher des Zusammenhalts überschreiten lässt. Damit möchten wir die akademische Verbreitung dieser politisch zentralen Semantik des letzten Jahrzehnts, von der wir doch selbst ein Teil sind, zugleich auch unterlaufen.

Wie der für das 19. Jahrhundert prägende Bewegungsbegriff des Fortschritts, der das Versprechen ökonomischen Wohlstands, technologischer Entwicklung und politischer Emanzipation bündelte, prägt mit dem „Zusammenhalt“ nun anhaltend eine schillernde Wendung den gesellschaftlichen Diskurs.

Der Fortschrittsbegriff war untrennbar mit der Herausbildung der modernen Gesellschaft und einer Prognose ihrer Bewegungsgesetze verbunden. Die Wendung „Zusammenhalt“ evoziert in ihrer Bildlichkeit dagegen eher Bewahren als Modernisieren, eher Nostalgie als Utopie, eher Immobilisierung als Bewegung. Damit ist sie jedoch nicht nur als sprachliches Komplement zeitlicher, sondern auch räumlicher Dynamik zu verstehen. Sie steht den alltagsweltlichen und wissenschaftlichen Begriffen eines emphatischen wie kritischen Globalisierungsdiskurses entgegen, für den Verkettungen und Ungleichzeitigkeiten ökonomischer, politischer und kultureller Dynamiken und die Überschreitung von Grenzen und Zugehörigkeiten prägend war. Es ist vor allem die bürgerliche Mitte, die als Folge gesellschaftlicher Desintegration an den Zusammenhalt appelliert. In sozialen und politischen Kämpfen wird er kaum zum Bezugspunkt werden. Trotz dieser normativen und milieuspezifischen Ausrichtung verbreitet sich der „Zusammenhalt“ rasant in politischen Handreichungen und politischer Bildung, in akademischen Förderlogiken und als analytische Kategorie.  

Der entstehende Band wird die politisch und medial präsente Semantik vom gesellschaftlichen Zusammenhalt und dessen Gefährdung in verschiedenen Themenfeldern kritisch durchleuchten. In unserem kritischen Vokabular verzichten wir programmatisch darauf, den aktuell so intensiv diskutierten, bildhaften Begriff über andere Großbegriffe wie Integration, Solidarität, Identität usw. einzufangen. Stattdessen möchte der Band über kleinere, konkretere, in alltäglichen Praktiken situierte Schlüsselbegriffe die hegemoniale Rede vom Zusammenhalt von den Rändern erschließen und damit dezentrieren. Uns liegt besonders an den konfliktbeladenen, marginalisierten und figurativen Begriffen der Sozialität, mit denen sich die national und normativ konnotierte Metapher des Zusammenhalts überschreiten lässt. Damit möchten wir die akademische Verbreitung dieser politisch zentralen Semantik des letzten Jahrzehnts, von der wir doch selbst ein Teil sind, zugleich auch unterlaufen.

Projektleiter:innen und Kontakt

Prof. Dr. Daniel Thym
Konstanz

Prof. Dr. Daniel Thym

Seit 2021: Leitung des Forschungszentrums Ausländer- und Asylrecht an der Universität KonstanzSeit 2012: regelmäßige…
daniel.thym@uni-konstanz.de

Projektmitarbeiter:innen

Dr. Anna Pollmann
Konstanz

Dr. Anna Pollmann

Seit 2021: Wissenschaftliche Mitarbeiterin am FG Universität Konstanz, Ggmeinsam mit Christopher Möllmann im Projekt…
anna.pollmann@uni-konstanz.de

Laufzeit, Cluster und Forschungsfelder

Laufzeit:

06 / 2020 – 05 / 2024

Cluster und Forschungsfelder:

  • Transferprojekte

Termine

19:30 Konstanz
Klimperkasten Bodanstr. 40 78462 Konstanz

Schlüsselbegriffe im Gespräch

Podcast-Launch zum Projekt „Schlüsselbegriffe gesellschaftlichen Zusammenhalts“

FGZ-interne Kooperationspartner:innen

 Christopher Möllmann
Konstanz

Christopher Möllmann

Seit 2019: Wissenschaftlicher Geschäftsführer des Konstanzer Zentrums für kulturwissenschaftliche Forschung (ZKF)
christopher.moellmann@uni-konstanz.de
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