B_05 Marginalisierungserfahrungen und Zusammenhaltserwartungen: Sozialräumliche Perspektiven

Standorte:

Bielefeld, Frankfurt am Main

Fachdisziplinen:

Psychologie , Erziehungswissenschaft , Soziologie

Gehört zu:

Abstract

Die Ordnungs- und Idealvorstellungen der Mehrheitsgesellschaft prägen das Konzept des gesellschaftlichen Zusammenhalts. Erfahrungen und Erwartungen von benachteiligten Gruppen finden darin kaum Gehör. Wir erforschen das Zusammenhaltserleben von Menschen, die als "marginalisiert" gelten. Dazu gehören Menschen mit niedrigen Bildungsabschlüssen, beruflichem Statusverlust, Armut, Wohnungslosigkeit oder Drogensucht.


Gesellschaftlicher Zusammenhalt entsteht häufig auf Kosten benachteiligter Gruppen durch deren Ausschluss, Abwertung und Verdrängung. Dies macht Zusammenhalt zu einer zwiespältigen Kategorie. Diese Widersprüchlichkeit zeigt sich in politischen Forderungen nach Zusammenhalt: So werden bildungsarme Haushalte sowohl zu Adressatinnen bildungspolitischer Interventionen, gelten aber zugleich als „Problemfall“ der modernen Wissensgesellschaft. Auch von Armut Betroffene, Wohnungs- und Erwerbslose sowie Menschen mit Drogenproblemen wird eine unzureichende soziale „Leistungsbilanz“ attestiert. Gleichzeitig werden sie sowohl auf gesellschaftlicher als auch sozialräumlicher Ebene marginalisiert.

Wir erforschen, wie Betroffene diese Zuschreibungen wahrnehmen und einordnen. Dabei interessieren uns ihre gruppen- und milieuspezifischen Vorstellungen von Zusammenhalt. Wir untersuchen ihre sozialen und politischen Reaktionen auf Marginalisierung und Abwertung. Gruppendiskussionen und Interviews zeigen ihre Perspektive auf gesellschaftlichen Zusammenhalt. Im Arbeitspaket erforschen wir zudem, ob die Befragten in der Zusammenhaltsidee einen Klassencharakter wahrnehmen. Wir fragen dabei auch, wie der Zusammenhang von Integration und Marginalisierung verhandelt wird. Ergänzt wird dies durch Diskursanalysen und Bevölkerungsbefragungen mit Fokus auf abwertende Einstellungen zu marginalisierten Gruppen. 


Transferaktivitäten

Wir diskutieren unsere Ergebnisse mit Praxispartnern und Betroffenen. Über Formate wie Podcasts erreichen wir die interessierte Öffentlichkeit. Nach dem Prinzip "Mit statt über Menschen reden" stellen wir die Erkenntnisse auch den untersuchten Gruppen zur Verfügung. Dies geschieht durch niedrigschwellige Transferangebote. 


 B_05 - Marginalisierungserfahrungen und Zusammenhaltserwartungen

⇨  B_06 - Kollektive Reaktionen auf sozioökonomische Statusbedrohung

Principal Investigators

Prof. Dr. Jonas Rees
Bielefeld

Prof. Dr. Jonas Rees

Standortsprecher, Principal Investigator, Mitglied im Institutsrat
jonas.rees@uni-bielefeld.de
Prof. Dr. Stephan Lessenich
Frankfurt am Main

Prof. Dr. Stephan Lessenich

Principal Investigator
lessenich@soz.uni-frankfurt.de
Dr. Yann Rees
Bielefeld

Dr. Yann Rees

Principal Investigator, Wissenschaftlicher Mitarbeiter
y.rees@uni-bielefeld.de

Projektmitarbeiter:innen

Dr. Laura Hanemann
Frankfurt am Main

Dr. Laura Hanemann

Wissenschaftliche Mitarbeiterin
hanemann@soz.uni-frankfurt.de

Praxispartner:innen

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