Politische Karriere und Bedeutung eines Konzepts: cohésion sociale in Frankreich
Abstract
Um zu verstehen, was sozialer Zusammenhalt bedeutet und worauf der Erfolg des Begriffs in politischen Kreisen auf der ganzen Welt hindeutet, muss man seinen Weg in verschiedenen nationalen und transnationalen Kontexten betrachten. Zu diesem Zweck wird in diesem Kapitel das politische Leben der cohésion sociale im nationalen französischen Umfeld skizziert. Dieses Kapitel beginnt mit einem historischen Überblick über die Einbindung des Begriffs in die Politik und gibt dann eine Übersicht über die Forschung zur Verbreitung des Begriffs in Frankreich. Schließlich werden seine Verwendung und offensichtliche Bedeutung im politischen Diskurs anhand einer Analyse von Reden französischer Präsidenten untersucht. Diese Analyse, verbunden mit einer Diskussion über den politischen und sozioökonomischen Kontext der Jahrtausendwende in Frankreich, führt zu mehreren Beobachtungen: Erstens, dass das Aufkommen des Begriffs einen Wandel im Verständnis der nationalen Regierung vom Wohlfahrtsstaat und der Verteilung von Wohlfahrt bedeutet; zweitens spielte die Beschwörung des sozialen Zusammenhalts eine performative Rolle für französische Politiker:innen, die versuchten, das Soziale und die drohende Desintegration »heraufzubeschwören«, während sie unpopuläre Reformen durchführten; und drittens, dass sich die Verwendung des Begriffs im Laufe der Zeit verändert hat, um die sich wandelnde Besorgnis darüber widerzuspiegeln, wer angesichts der durch die Globalisierungsprozesse hervorgerufenen wirtschaftlichen Veränderungen Gefahr läuft, »zurückgelassen« zu werden.
Quellen
Mager, Therese. 2024. Politische Karriere und Bedeutung eines Konzepts: cohésion sociale in Frankreich. In: Varianzen des Zusammenhalts Historisch und transregional vergleichende Perspektiven, hg. von Matthias Middell, 85–116. 1. Auflage. Gesellschaftlicher Zusammenhalt 3. Frankfurt: Campus.