Politische Unterstützung und Systempersistenz unter Einfluss des Klimawandels
Abstract
Die Mobilisierung für den Klimaschutz stellt ein zunehmend wichtiges Thema der sozialen Bewegungsforschung dar. Deutlich seltener werden Einstellungen zum Klimaschutz im Bereich der vergleichenden politischen Kulturforschung aufgenommen. Angesichts der zunehmenden Instrumentalisierung des Themas durch Rechtspopulist:innen und einer steigenden Protestdynamik für mehr Klimagerechtigkeit in den europäischen Gesellschaften erscheint ein solcher Zugang allerdings notwendig. Mehr und mehr greifen rechtspopulistische Parteien und Politiker:innen auf die Position einer Ablehnung eines menschengemachten Klimawandels zurück und erhoffen sich Mobilisierungsgewinne. Die im Beitrag analysierten europaweiten Umfragedaten verweisen allerdings auf eine nur begrenzt kontroverse Position in der Frage des Klimawandels unter den europäischen Bürger:innen. Der weit überwiegende Teil der Euopäer:innen nimmt den weltweiten Klimawandel als menschengemacht und bedrohlich wahr. Es finden sich geringe Länderunterschiede; die Skepsis gegenüber dem Klimawandel wird am ehesten im Osten Europas sichtbar. Die für eine Civic Culture förderliche Mobilisierung für den Klimawandel muss erst noch ihren Weg in die politischen Institutionen finden, will sie nicht mittelfristig das Potential einer Gefährdung des politischen Systems mit sich bringen. Letztendlich könnte so der Klimawandel zur institutionellen Vollendung des Wertewandels seit den 1970er Jahren beitragen.
Quellen
Pickel, Susanne und Gert Pickel. 2022. Politische Unterstützung und Systempersistenz unter Einfluss des Klimawandels. In: Parties, Institutions and Preferences, hg. von Erik Baltz, Sven Kosanke und Susanne Pickel, 331–364. Vergleichende Politikwissenschaft. Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden, 2022. doi: 10.1007/978-3-658-35133-5_13.