Migration und Religion
Abstract
Mit den zunehmenden Migrationsbewegungen seit den 1970er-Jahren hat das Verhältnis von Migration und Religion auch in Europa wieder an Bedeutung gewonnen. Die religiöse Zugehörigkeit speziell zum Islam, kristallisiert sich dabei als ein wichtiger Referenzpunkt für eine Abwehrhaltung gegenüber Migranten und Integration heraus. Allerdings besitzen religiöse Zugehörigkeit und Religiosität durchaus weiter reichende Bedeutung für Migration. So wirkt Religion als Push-Faktor für Migrationsbewegungen, wenn sie zu Konflikten führt bzw. diese verstärkt. Gleichzeitig kann sie als Integrationsbrücke ein beachtlicher Pull-Faktor in den Zielgebieten der Migration sein. Eine gemeinsame religiöse Zugehörigkeit bietet dort oft Anlaufstellen für Neuzuwanderer und dient in einer Diaspora-Situation sowie in transnationalen Migrationskonstellationen als Ankerpunkt einer kollektiven Identität. Religiöse soziale Netzwerke können hier integrativ wie desintegrativ für die Zuwanderungsgesellschaften wirken. Zusätzlich stellt das Gefühl religiöser Zugehörigkeit einen Bestandteil transnationaler Vernetzungen von Individuen dar. Die derzeit allerdings zentrale Frage im Umfeld von Religion, Migration und Integration ist die nach der Wirkung von Religion als Konfliktproduzent oder als integrative Kraft. Aufgrund einer Kondensierung religiöser Kollektividentitäten ist zukünftig, trotz aller stattfindenden Säkularisierungsprozesse, ein Bedeutungsgewinn der Beziehung von Migration und Religion zu erwarten.
Quellen
Pickel, Gert. 2020. Migration und Religion. In: Handbuch Migrationssoziologie, hg. von Antje Röder und Darius Zifonun, 1–26. 19.09.2020
Weiterführende Links
https://link.springer.com/referenceworkentry/10.1007/978-3-658-20773-1_19-1