Im Spannungsfeld von Solidaritätsansprüchen und Relativierungsvorwürfen: Zum Konzept der multidirektionalen Erinnerung
Abstract
Die gegenwärtigen akademischen und politischen Diskussionen zu Rassismus und Antisemitismus sind häufig von Trennungen, sogar von Konkurrenz geprägt. Rassismuskritik und Antisemitismuskritik haben mitunter sehr unterschiedliche theoretische Hintergründe, sind in unterschiedlichen Disziplinen mit klaren Grenzen angesiedelt und werden entsprechend oftmals komplett getrennt voneinander behandelt. Das gilt auch bezogen auf Erinnerung und Erinnerungspolitik: Hier liegt immer wieder die Annahme zugrunde, dass die Erinnerung an den Holocaust die Erinnerung und Artikulierung anderer Geschichten wie die des Kolonialismus verhindere; oder umgekehrt, dass die Erinnerung an Kolonialismus die Erinnerung an den Holocaust aus der öffentlichen Sphäre verdrängen könne. Das Trennende zwischen verschiedenen Gewaltgeschichten steht dabei im Mittelpunkt, und es werden abgegrenzte Zuständigkeiten in Akademie und Aktivismus ausgemacht: die einen, die gegen Rassismus aktiv sind, die anderen, die sich gegen Antisemitismus engagieren.
Quellen
König, Jana und Felix Axster. 2022. Im Spannungsfeld von Solidaritätsansprüchen und Relativierungsvorwürfen: Zum Konzept der multidirektionalen Erinnerung. Hg. von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste e.V. In: „Multiperspektivität der Erinnerung“ zeichen, Nr. 1 / 2022: 26–29
Weiterführende Links
https://asf-ev.de/veroeffentlichungen/multiperspektivitaet-der-erinnerung/