Gesellschaftlicher Zusammenhalt und Systemrelevanz – Zum Wert von Arbeit nach Corona
Abstract
Die sogenannte Einfacharbeit ist in der Regel mit geringem Ansehen und schlechter Bezahlung verbunden. Für etliche der betreffenden Berufsgruppen ist gerade während der Corona-Pandemie die enorme Diskrepanz zwischen »Systemrelevanz« einerseits und gesellschaftlicher Anerkennung bzw. Wertschätzung andererseits besonders deutlich geworden. Dieser Umstand verweist auf die Frage nach den gesellschaftlichen Bewertungskriterien für Arbeit und Berufe und deren Bedeutung für Zustand und Qualität des gesellschaftlichen Zusammenhalts. Demgemäß wird die Systemrelevanz als Bewertungskriterium für Arbeit und Beruf eingeführt. In einer Kurzstudie im Land Bremen wurde empirisch untersucht, welche Belastungserfahrungen durch pandemiebedingte Maßnahmen in vier systemrelevanten Berufsgruppen in Einfacharbeit aufgetreten sind und in welcher Weise diese Erfahrungen von den Beschäftigten verarbeitet wurden. Gefragt wurde auch, ob wachsendes Ansehen und steigende Wertschätzung bestimmter systemrelevanter Berufsgruppen durch Politik und Öffentlichkeit sich in einer realen Aufwertung von Sozialprestige und Entlohnung ausdrückten. Die Befunde der vier Fallstudien zeigen, dass sich je nach Branchenbedingungen während der Corona-Pandemie zwar unterschiedliche Belastungsprofile und Erfahrungsmuster hergestellt haben, in allen Fällen aber kaum kurzfristige Kompensations- und/oder Aufwertungsmaßnahmen zu beobachten waren.
Quellen
Friemer, Andreas und Günter Warsewa. 2024. Gesellschaftlicher Zusammenhalt und Systemrelevanz – Zum Wert von Arbeit nach Corona. In: Arbeit und gesellschaftlicher Zusammenhalt. Konzepte, Themen, Analysen, hg. von Berthold Vogel und Harald Wolf, 267–291. Gesellschaftlicher Zusammenhalt 8. Frankfurt: Campus, 19.06.2024. url: https://www.campus.de/buecher-campus-verlag/wissenschaft/soziologie/arbeit_und_gesellschaftlicher_zusammenhalt-18001.html.