Einwanderung und Zusammenhalt – Ein historiografischer Essay
Abstract
Der vorliegende Essay thematisiert die lange Dauer und die Bedeutung des Widerwillens gegen Einwanderung in Deutschland, der sich schon im Meiden der Verwendung des Konzepts selbst sowie in einem Geflecht politischer und gesellschaftlicher Praktiken zeigt. Es wird argumentiert, dass die vielfachen Asymmetrien, die sich im Gefolge dieser widerwilligen Transformation der Bundesrepublik zur Einwanderungsgesellschaft zwischen »Einheimischen« und Eingewanderten entwickelt haben, aus ihrer historischen Gewordenheit heraus zu reflektieren sind. Die Frage des gesellschaftlichen Zusammenhalts kann nur aus der Erkenntnis der nachhaltigen Transformation durch Einwanderung adäquat gestellt werden. Erst wenn sich allgemein das Bewusstsein durchsetzt, dass Deutschland keine herkunftshomogene Gesellschaft ist und das »deutsche Volk« – auch als politischer Souverän dieser Demokratie – nicht mehr nur aus jenen besteht, die in einer Kontinuität rassistischen Wissens als »Blutsdeutsche« gelten, kann auch die Einsicht darin wachsen, dass gesellschaftlicher Zusammenhalt in der Einwanderungsgesellschaft nicht mehr unter dem Integrations-/Inklusionsparadigma heraus gestalten werden kann, sondern anderer Leitideen bedarf.
Quellen
Alexopoulou, Maria. 2024. Einwanderung und Zusammenhalt – Ein historiografischer Essay. In: Die Grenzen des Zusammenhalts: Wie Inklusion und Exklusion zusammenhängen, hg. von Axel Salheiser, Maria Alexopoulou, Christian Meier zu Verl und Alexander Yendell, 237–253. 1. Auflage. Gesellschaftlicher Zusammenhalt 4. Frankfurt: Campus, 2024.