Antisemitismus in Thüringen. Erste Erkenntnisse der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Thüringen (RIAS Thüringen)
Abstract
Der vorliegende Beitrag gibt einen ersten Einblick in die Artikulationsformen von Antisemitismus in Thüringen. Dafür wurden alle antisemitischen Vorfälle der Jahre 2014 bis 2019 in Thüringen, die von zivilgesellschaftlichen Quellen gesammelt und erfasst wurden, zusammengetragen und nach zeitlicher und räumlicher Verteilung, nach Art, Medium und Betroffenen des Vorfalls sowie nach der Artikulationsform und dem politischen Hintergrund ausgewertet. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass sich Antisemitismus in Thüringen oft als „Antisemitismus ohne Juden“ ausagiert: Dieser tritt insbesondere im öffentlichen Raum in Form von Versammlungen, Sachbeschädigungen oder verletzendem Verhalten ohne personelle Adressat*innen auf. In den dokumentierten Vorfällen richtet er sich vielmehr in Form eines Schuldabwehr-Antisemitismus in besonderem Maße gegen die Erinnerungskultur. Darüber hinaus sind die Vorfälle überproportional dem rechtsradikalen Spektrum zuzuordnen.
Quellen
Thiele, Anja und Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft (Hrsg.). 2020. Antisemitismus in Thüringen. Erste Erkenntnisse der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Thüringen. In: Schwerpunkt: Antisemitismus, 128–143. Wissen schafft Demokratie 8. Berlin: Amadeu Antonio Stiftung, 2020