„Gesellschaftsdienst“ und Wehrpflicht: Rekonstruktion einer vielstimmigen Debatte
Holger Backhaus-Maul und Lina Hehl | 2025
Kaum ein politisches Thema wird derzeit so kontrovers diskutiert wie die Rückkehr zur Wehrpflicht und die Einführung eines „Gesellschaftsdienstes“. Beide Konzepte stehen für unterschiedliche politische Zielsetzungen doch im öffentlichen Diskurs verschwimmen die Debatten häufig. Die neue Analyse von Holger Backhaus-Maul und Lina Hehl bringt Struktur in diese vielstimmige Diskussion. Sie rekonstruiert die Argumentationsmuster zentraler politischer und zivilgesellschaftlicher Akteure und prüft diese wissenschaftlich auf ihre faktische und empirische Grundlage – basierend auf Daten bis Ende 2024.
Spätestens seit dem Beginn des Angriffskriegs auf die Ukraine ist die Diskussion um die Wehrpflicht wieder allgegenwärtig. Die Analyse zeigt, dass sicherheitspolitische Argumente zwar dominieren, aber die praktischen Voraussetzungen für eine Wiedereinsetzung von verpflichtendem Wehrdienst (und Ersatzdienst) kaum thematisiert werden. Die dafür notwendigen Strukturen wurden abgebaut, eine gesellschaftliche Debatte über die Folgen blieb aus.
Auch die weitreichendere Idee eines „Gesellschaftsdienstes“ erfährt breite politische Aufmerksamkeit. Doch die Konzepte sind unscharf, die Begründungen oft normativ statt empirisch. Die Forderungen reichen von einem verpflichtenden Dienstjahr bis zur Stärkung bestehender Freiwilligendienste – ohne systematische Prüfung ihrer Wirkung oder Umsetzbarkeit.

