Antinomiebewusstsein durch Wissenstransfer? – Argumentationstheoretische Analysen zum Verhältnis von Politikdidaktik und Schulpraxis
David Jahr und Andreas Petrik | 2024
Wissenstransfer ist ein genuines, sogar doppeltes Aufgabenfeld jeder Fachdidaktik: Zum einen geht es ihr um den Transfer zwischen Schüler:innenvorstellungen und fachlichem Lerngegenstand, zum anderen um den Transfer zwischen Lehrer:innenvorstellungen und fachdidaktischem Wissen. Dabei können sich Vorstellungen von Schüler:innen und Lehrer:innen, aber auch diejenigen der Fachdidaktik erweitern. Der fachdidaktische Transferprozess wird bisher selten empirisch untersucht. Der Beitrag stellt einen Workshop vor, in dem sich Fachdidaktiker:innen und Lehrer:innen über die Dorfgründungssimulation austauschen. Mittels Argumentationsanalysen von Videotranskripten wird herausgearbeitet, welche unterrichtsmethodischen Varianten die Lehrer:innen für zielführend halten und welche Rolle ihre Vorstellung eines Arbeitsbündnisses sowie ihr Schüler:innenbild dabei spielt. Die Befunde werden mit dem Antinomie-Konzept theoretisiert und mit Bezug zum gesellschaftlichen Zusammenhalt diskutiert. Dabei spielt die Autonomieantinomie (Lenkung versus Freiheit) eine zentrale Rolle: Gesellschaftlicher Zusammenhalt als didaktisches Programm der Dorfgründung benötigt lerngruppenspezifisch angepasste Rahmungen, um Schüler:innen eine konstruktive Austragung politischer Konflikte zu ermöglichen.

