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Familiale Ungleichheiten und die Bewertung sozialer Gerechtigkeit

B_03 – Projekt des FGZ Bielefeld

Dieses Arbeitspaket (AP) beschäftigt sich mit Gerechtigkeitsbewertungen von grundlegenden Status- und Verteilungsordnungen – etwa den Prinzipien Gleichheit, Bedarf, Leistung oder Anrecht – und trägt dadurch zur ersten Leitfrage des Themenfelds B zum Zusammenhalt zwischen Ungleichen bei, für die die Legitimität bzw. die Akzeptanz „gerechter Ordnungen“ zentral ist. Die sozialwissenschaftliche Gerechtigkeitsforschung (Social Justice Research) liefert seit vielen Jahrzehnten wichtige empirische Beiträge zur wahrgenommenen Legitimität sozialer Ungleichheiten sowie zur Legitimität von gesellschaftlicher Umverteilung. So variiert etwa die Gerechtigkeitsbewertung verschiedener Status- und Verteilungsordnungen – etwa der Prinzipien Gleichheit, Bedarf, Leistung oder Anrecht – stark zwischen sozialen Gruppen und Gesellschaften und moderiert damit die Bedeutung sozialer Ungleichheiten für den gesellschaftlichen Zusammenhalt: Ein gegebener Grad sozialer Ungleichheit mag in Kontexten, in denen Gleichheits- und Bedarfsprinzipien als gerecht bewertet werden, zusammenhaltsgefährdend wirken, in Kontexten, in denen Leistungs- und Anrechtsprinzipien als gerecht bewertet werden, hingegen nicht. Nicht nur die Diskrepanz zwischen tatsächlicher und gerechter Verteilung ist somit für Zusammenhalt wichtig, sondern auch ein hoher Grad an Übereinstimmung von grundlegenden Orientierungen in einer Gesellschaft: Vielfach werden geteilte Werte und grundlegende Orientierungen als wichtige Faktoren gesellschaftlichen Zusammenhalts beschrieben.

Während die bisherige Forschung insbesondere die Bedeutung individueller sozialer Lagen, gesellschaftlicher Ungleichheitsdynamiken oder Wohlfahrtsstaatregime als Ursachen der Unterstützung sozialer Gerechtigkeitsprinzipien fokussiert, sollen in diesem AP die Familie als Sozialisationsinstanz als auch familiale Ungleichheiten und familialer Zusammenhalt in den Blick genommen werden, die bisher wenig Beachtung in der internationalen Forschung gefunden haben. Familienmitglieder beeinflussen und bestärken sich nicht nur wechselseitig in ihren Einstellungen, Werten und Meinungen, sondern familiale Ungleichheiten etwa innerhalb von Partnerschaften oder zwischen (erwachsenen) Geschwistern prägen – so die zentrale Hypothese des AP – individuelle Unterschiede in der Unterstützung sozialer Gerechtigkeitsprinzipien. 

Die Fragestellung des AP weist verschiedene thematische Überlappungen mit anderen AP auf, insbesondere innerhalb des Schwerpunkt 1 des Themenfelds B. Mit dem Fokus auf familiale Ungleichheiten schließt das AP an das frühere Projekt BIE_F_03 der ersten Förderphase an und entwickelt es thematisch im Sinne der Leitfragen des Themenfelds B zur Legitimität von Status- und Verteilungsordnungen als „gerechte Ordnungen“ weiter. Darüber hinaus nimmt das AP im Sinne der übergeordneten Thematik des demokratischen Zusammenhalts eine verbindende Rolle zwischen den AP der empirischen Ungleichheitsforschung (B_01, B_02) auf der einen Seite mit normativen Ansätzen einer verfassungsrechtlichen Perspektive (B_04) auf der anderen Seite ein.

Projektleiter:innen und Kontakt

Prof. Dr. Martin Kroh
Bielefeld

Prof. Dr. Martin Kroh

Seit 2021: Vorstandsmitglied des Institut für Konflikt- und Gewaltforschung (IKG)Seit 2018: Professor für Methoden der empirischen…
martin.kroh@uni-bielefeld.de

Projektmitarbeiter:innen

 Simon Lütkewitte
Bielefeld

Simon Lütkewitte

Seit 10/2024: Wissenschaftlicher Mitarbeiter im FGZ Teilprojekt B_03 "Soziale Gerechtigkeitsprinzipien im Spannungsverhältnis von…
simon.luetkewitte@uni-bielefeld.de

Praxispartner:innen

  • Zeitschrift „GWP – Gesellschaft. Wirtschaft. Politik.“
  • Bundeszentrale für politische Bildung
  • Landeszentrale für politische Bildung in Thüringen
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