Welche Auswirkungen hat die Planung klimaneutraler Städte für den gesellschaftlichen Zusammenhalt? Und welche Rolle spielen dabei Aspekte wie Klimagerechtigkeit oder räumliche und soziale Gerechtigkeit? Neben diesen Fragen geht es uns in diesem Arbeitspaket auch darum, finanzielle Ungerechtigkeiten zu identifizieren. Zudem wollen wir räumliche Verdrängungseffekte oder gesellschaftliche Zerwürfnisse bei der Planung klimaneutraler Städte erkennen.
Dafür untersucht das Arbeitspaket, wie Planungsprozesse beschaffen sein müssen, um die sozialökologische Wende herbeizuführen. Wir betrachten räumliche Verteilungsfragen und Belastungen. Wir analysieren die Ungleichverteilung der (vermuteten) Kosten. Diese sind mit der Planung und Gestaltung klimaneutraler Städte und öffentlicher Infrastrukturen verbunden. Damit möchten wir die Fragen beantworten:
- Wie kann die klimaneutrale Stadt (bzw. deren Planung) zu einer gerechteren Stadt beitragen?
- Und wie kann sie zum gesellschaftlichen Zusammenhalt beitragen?
Der im Arbeitspaket angelegte internationale Vergleich vertieft dabei die Bedingungen und Herausforderungen der sozial-ökologischen Transformation für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. In verschiedenen europäischen Städten untersuchen wir Muster, Entwicklungstrends sowie Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Ziel ist es herauszufinden, wann eine akzeptierende Haltung gegenüber erheblichen Einschnitten in der Stadtgestaltung besteht. Und wann nicht.
Transferaktivitäten
Unsere Angebote an kommunale Akteur:innen umfassen Workshops zur Erarbeitung praxisorientierter Lösungen für eine klimaneutrale und gerechte Stadtentwicklung. Zudem richten wir eine Wissensplattform für kommunale Akteur:innen ein. Vernetzungsworkshops mit dem Deutschen Städte- und Gemeindebund, dem Deutschen Städtetag oder anderen nationalen Institutionen und Netzwerken flankieren diese Plattform. Darüber hinaus streben wir eine Fortbildungsveranstaltung an. Diese richtet sich v.a. an lokale Planer:innen sowie Architekt:innen.
Inhalte des Arbeitspakets
Das Arbeitspaket (AP) adressiert mit der Planung klimaneutraler Städte eine drängende gesellschaftliche Herausforderung und untersucht, welche Rolle gesellschaftlicher Zusammenhalt in Stadtentwicklungsplanungen spielt und welche Auswirkungen die Umsetzung der Planungen auf gesellschaftlichen Zusammenhalt haben. Das AP adressiert damit auch die Schwerpunktfrage nach der Beschaffenheit neu zu planender Infrastrukturen und öffentlicher Güter und will für das Themenfeld Auskunft darüber geben, wie Planungen im Transformationskonflikt der sozial-ökologischen Wende gestaltet werden müssen, um diese zu befördern (loyalty).
Die Planung klimaneutraler Städte geht auf den Green Deal und das Ziel der EU zurück, Europa bis 2050 zum ersten klimaneutralen Kontinent umzugestalten. Dafür hat die Europäische Kommission die „Cities Mission für klimaneutrale und smarte Städte“ initiiert. Die Umsetzung und Ausgestaltung der Cities Mission ist allerdings in hohem Maße von dem jeweiligen lokalen Kontext (der geographischen Lage, den klimatischen Verhältnissen etc.), der Transformationsfähigkeit der nationalen und lokalen Akteure, den Einstellungen der Bevölkerung und auch den unterschiedlichen Formen des gesellschaftlichen Zusammenhaltes abhängig. Aus vergleichender Perspektive ergeben sich damit spannende Fragen zu Divergenz und Konvergenz bei der Planung klimaneutraler Städte und der Konzeption des gesellschaftlichen Zusammenhalts.
Wir gehen der Frage nach, ob bei der Planung klimaneutraler Städte Aspekte des gesellschaftlichen Zusammenhalts, wie beispielsweise Klimagerechtigkeit oder räumliche und soziale Gerechtigkeit, eine Rolle spielen. Die möglichen Auswirkungen bei der Planung klimaneutraler Städte (z.B. trennende Effekte, ungleiche Belastungen etc.) auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt sind bislang nicht oder nur unzureichend adressiert worden. So ist beispielsweise zu vermuten, dass energetische Sanierungen zur finanziellen Mehrbelastung von Mieter:innen und damit auch zur sozial-räumlichen Verdrängung bestimmter Gruppen führen können. Die Stadtentwicklungsplanungen können auch in Anbetracht der bevorstehenden Extremwetterereignisse zu gesellschaftlichen Zerwürfnissen führen, bedenkt man die Auf- oder Abwertung unterschiedlicher städtischer Gebiete.
Hier setzt das vorliegende AP an und untersucht, wie Planungsprozesse beschaffen sein müssen, um Infrastrukturkonflikte abzumildern und Fragen der sozialökologischen Transformation lösen zu können. Damit adressiert dieses AP mit Blick auf „zusammenhaltstiftende“ oder „zusammenhaltgefährdende“ Faktoren nicht nur soziale Ungleichheiten, sondern auch räumliche Verteilungsfragen, ungleiche (räumliche) Belastungen sowie die Ungleichverteilung der (vermuteten) Kosten, die mit der Planung und Gestaltung klimaneutraler Städte verbunden sind. Die Forschungen in dem AP sollen einen Ausblick auf die Frage geben, wie die Planung klimaneutraler Städte bzw. die klimaneutrale Stadt zu einer gerechteren Stadt bzw. zum gesellschaftlichen Zusammenhalt beitragen können.
Der im AP angelegte internationale Vergleich vertieft die Bedingungen und Herausforderungen der sozial-ökologischen Transformation für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. In unterschiedlichen europäischen Städten, die im Verlauf des AP ausgewählt werden (vgl. Modul 2), werden Muster, Entwicklungspfade, Gemeinsamkeiten und Unterschiede identifiziert, die Auskunft darüber geben, wann die Beschaffenheit und die Gestaltung der Planungen klimaneutraler Städte im Transformationskonflikte zur Abwendung europäischer Vorgaben führt (exit) oder unter welchen Bedingungen die Gegebenheiten für eine konforme und akzeptierende Haltung gegenüber gravierenden Einschnitten in die Stadtgestaltung vorherrschen (loyalty).