Flüchtige Freiheit und radikale Fürsorge: Die Überlegenheit der Unterlegenen


ZKF Public Talk in Kooperation mit dem FGZ
Philosophische „Standpunkttheorien“ haben die Auswirkungen der sozialen Situiertheit auf die epistemische Kompetenz herausgearbeitet: Dominante Gruppen sind regelmäßig epistemischen Blockaden ausgesetzt, die die Möglichkeit der Erkenntnis und Wissensproduktion einschränken. Unterdrückte Gruppen hingegen haben Zugang zu Wahrnehmungen und Erkenntnissen, die dominanten Gruppen fehlen. Diese Diagnose kann verallgemeinert werden: Nicht nur unser epistemisches, sondern auch unser normatives Verhältnis zur Welt ist sozial situiert, d.h. unsere Werte, Tugenden und moralischen Empfindungen sind durch Herrschaftsverhältnisse geprägt. In diesem Vortrag skizziert Prof. Dr. Daniel Loick die Grundzüge einer Standpunkttheorie der Normativität. Zunächst geht er dazu auf die Vorstellungen von flüchtiger Freiheit in der Black Radical Tradition ein, bevor er die feministische Debatte um das Konzept der Care-Arbeit rekapituliert. Die gegenhegemonialen Normen, die in diesen Traditionen theoretisiert werden, können in einen Dialog gebracht werden, weil sie beide auf ähnlichen Voraussetzungen beruhen, nämlich auf dem politischen Kampf, der durch soziale Widersprüche ausgelöst wird.
Vortragende Person: Prof. Dr. Daniel Loick (Universiteit van Amsterdam)
Moderation: Dr. Kathrin Leipold (FGZ Konstanz)
