Zentren des Zusammenhalts: Urbane Nachbarschaften als Kohäsionskapital
Angelina Göb und Peter Dirksmeier | 2024
In diesem Beitrag setzen wir uns mit der Frage auseinander, welche Bedeutung Nachbarschaften für das Zusammenleben und -halten in vier deutschen Großstädten im Allgemeinen und zwei Stadtteilen Hannovers im Besonderen zukommt und welche nachbarschaftlichen Haltungen und Handlungen sich dort jeweils finden lassen. Die Auswertung basiert auf einem Mixed-Methods-Ansatz und kombiniert quantitative Daten aus dem Regionalpanel mit qualitativ-ethnografischen Erhebungsmethoden. Die Standorte Bielefeld, Hannover, Ingolstadt und Magdeburg werden in Hinblick auf ihr nachbarschaftliches Kohäsionspotenzial untersucht und mit Ergebnissen zum Selbstverständnis der Nachbarschaft aus den zwei hannoverschen Stadtteilen Linden-Süd und Sahlkamp komplementiert. Es zeigt sich, sowohl statistisch als auch rekonstruktiv, dass Nachbarschaften als mehrdimensionale Zentren des Zusammenhalts über eine Form von Kohäsionskapital verfügen, das gesellschaftlichen Zusammenhalt als ortsbezogen kennzeichnet und verortete Nachbarschaftsnormen wie beispielsweise eine reziproke Handlungsbereitschaft erwartet werden können. Nachbarschaften geben Gesellschaftsmitgliedern sozialräumliche Orientierung, da sie unmittelbar erfahr- und erfassbar sind.

