Wechselseitige Bewertungen sozialer Milieus. Erste empirische Befunde zum Einfluss von Netzwerken und moralischen Orientierungen

In diesem Beitrag untersuchen wir auf der Basis einer Mixed-Methods-Studie, wie sich unterschiedliche Milieus wechselseitig bewerten. Neben den Effekten der Milieuzugehörigkeit interessieren uns aus der Perspektive sozialer Produktionsfunktionen Einflüsse moralischer Orientierungen und egozentrierter Netzwerke in Magdeburg und Hannover als erklärende Variablen. Unseren theoretischen Überlegungen zufolge müsste es für ein Milieu ein Problem darstellen, wenn es anderen Milieus gelänge, durch Setzung von Regeln und Gesetzen ihre eigene, spezifische soziale Produktionsfunktion durchzusetzen. Zudem gehen wir davon aus, dass Differenzen in moralischen Grundorientierungen nur schwerlich durch Diskurse oder Kompromisse überwunden werden können. In unseren vorläufigen Analysen deutet sich ein Einfluss der Positionierung der Milieus in Bezug auf den sozialen Wandel auf die wechselseitigen Bewertungen an, wenngleich insbesondere das Konservativ-etablierte Milieu innerhalb der Ungleichheitsstruktur sich auch nach »unten« abzugrenzen scheint. Überdies weisen die qualitativen Befunde auf negative moralische Emotionen hin, die bei der Bewertung von sozialen Produktionsfunktionen tendenziell antagonistischer Milieus ausgelöst werden.