Sozialpartnerschaft als kontingente Konstellation
Jürgen Kädtler | 2024
Der Beitrag beschäftigt sich mit dem Verhältnis der Konzepte des gesellschaftlichen Zusammenhalts und der Sozialpartnerschaft. Letztgenanntes ist in der Arbeits- und Industriesoziologie lange vor allem als ideologisches Konstrukt kritisiert worden, hat sich aber als analytische Kategorie – von normativen Aufladungen befreit – bewährt. Sozialpartnerschaft beschreibt eine historisch-spezifische Konstellation von Institutionen (betriebliche Mitbestimmung, Tarifautonomie) und Akteuren (Arbeitgeber, Gewerkschaften, Staat) industrieller Beziehungen, die sich im Nachkriegsdeutschland unter kontingenten Bedingungen her-ausgebildet hat und dauerhaft das deutsche Wirtschafts- und Sozialsystem prägte. Wesentliche Bestandsbedingungen dieser Konstellation sind inzwischen entfallen oder fragwürdig geworden, sodass es heute nicht mehr möglich ist, die Arbeitsgesellschaft als Ganzes als sozialpartnerschaftlich organisierte zu beschreiben.