Die doppelte Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit – Erfahrungen mit einem transdisziplinären Reallabor
Jessica Nuske und Günter Warsewa | 2025
Der Beitrag analysiert die Herausforderungen und Potenziale transdisziplinärer Forschung im Spannungsfeld von wissenschaftlicher Objektivität und politischer Praxis. Am Beispiel des Reallabors „Wissen-schafft-Politik“, das am Standort Bremen des Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ) durchgeführt wurde, wird ein ko-produktiver Versuch untersucht, deliberative Bürger:innenbeteiligung auf kommunaler Ebene zu institutionalisieren. Im Zentrum steht die doppelte Diskrepanz zwischen normativen Erwartungen an Transformationsfähigkeit und partizipative Demokratie einerseits sowie institutionellen Beharrungskräften und begrenzten Umsetzungsmöglichkeiten andererseits. Der Beitrag zeigt, dass wissenschaftliche Interventionen zwar zur Qualifizierung politischer Willensbildungsprozesse beitragen können, jedoch oft an strukturellen Machtasymmetrien, politischer Pfadabhängigkeit und rollenspezifischen Missverständnissen scheitern. Vor diesem Hintergrund plädiert der Beitrag für eine realistische Neubewertung transdisziplinärer Wissenschaftspraxis, die ihren Erfolg nicht ausschließlich an politischen Outputs, sondern auch an prozessualer Lern- und Reflexionsqualität misst. Das Reallabor wird somit als Beispiel eines „erfolgreichen Scheiterns“ verstanden, das wertvolle Einsichten für die Politik‑, Partizipations- und Transformationsforschung bietet.
