Ambivalente Studienergebnisse
Die Befunde der repräsentativen Befragung zeichnen ein ambivalentes Bild: Im persönlichen Umfeld erleben 67% der Menschen in Deutschland ein eher starkes Gefühl von Zusammenhalt. Gleichzeitig nehmen 76% der Befragten eine deutliche Gefährdung des Zusammenhalts in Deutschland wahr. Laut Studie können öffentlich-rechtliche Medien hier integrierend wirken – nicht nur über Nachrichten, sondern vor allem durch den Mix aus Information und Unterhaltung, der Gespräche anstößt und das Publikum verbindet. Sie erreichen fast alle Menschen im Land; rund zwei Drittel gehören zum Stammpublikum.
53% der Befragten schreiben den öffentlich-rechtlichen Medien dazu einen hohen Beitrag zum Zusammenhalt zu – auf Platz 4 hinter Sportvereinen, Wissenschaft und Bundesverfassungsgericht. Ausbaufähig bleibt die Dialogfunktion: Angebote, die Rückmeldungen und Austausch mit dem Publikum ermöglichen, erfüllen die Erwartungen der Befragten bisher noch unzureichend.
Die Zusammenhaltsperspektive des FGZ
Bei der Konzeption der Studie brachte das FGZ insbesondere die Perspektive ein, öffentlich-rechtliche Medien als Infrastruktur des gesellschaftlichen Zusammenhalts zu betrachten und zu ermitteln, wie Erwartungen und Wahrnehmungen an zusammenhaltsbezogene Leistungen der öffentlich-rechtlichen Medien in unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen verteilt sind. Die Zusammenarbeit der öffentlich-rechtlichen Medien mit dem FGZ zeigt, wie der wechselseitige Wissenstransfer zwischen Wissenschaft und (Medien)Praxis gelingen und dazu beitragen kann, aktuelle gesellschaftliche Dynamiken besser zu verstehen.
Vorstellung der Studie
Veröffentlicht wurde die Studie am 17.09.2025 im Rahmen einer Veranstaltung in der Deutschen Nationalbibliothek Frankfurt. Hierbei ordnete Prof. Dr. Nicole Deitelhoff (FGZ Frankfurt) in ihrer Keynote die Studienergebnisse vor dem Hintergrund der weiteren FGZ-Forschung ein:
„Eine Spaltung, d.h. die Aufteilung der Gesellschaft in zwei unversöhnliche Lager, die nichts mehr miteinander teilen, lässt sich nicht beobachten. Das heißt nicht, dass es keine Polarisierung gibt, aber sie findet eher an den Rändern statt. Das sinnbildliche gemeinsame Lagerfeuer existiert also durchaus noch, es ist nur nicht mehr so gemütlich drum herum zu sitzen, weil zu viele zündeln wollen und andere es ganz austreten wollen. […] Die öffentlich-rechtlichen Medien stellen einen Bremsklotz der Polarisierung dar, weil sie einen wichtigen Teil der Holzkohle für das gemeinsame Lagerfeuer beisteuern.“
Für die Rolle der öffentlich-rechtlichen Medien bedeute das:
„Sie müssen ihre Stärken bewahren (ausgewogene, seriöse Berichterstattung und Kommentierungen), sich aber zugleich auch neue zulegen: Sie müssen die Jungen für sich begeistern und weiter in den digitalen Raum investieren, sowohl im Umfang als auch im Format und Qualität.“
Hier geht es zur Aufzeichnung.
Weblinks und weitere Informationen
Studienergebnisse: https://www.ard-zdf-deutschlandradio-zusammenhaltsstudie.de/
Im Bredowcast, dem Podcast des Leibniz-Instituts für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut (FGZ Hamburg), ordnet PD Dr. Jan-Hinrik Schmidt die Befunde der Studie ausführlich ein: https://leibniz-hbi.de/podcast/der-beitrag-oeffentlich-rechtlicher-medien-zum-gesellschaftlichen-zusammenhalt/
