Die Beauftragte der Bundesregierung Reem Alabali-Radovan stellte im Lagebericht „Rassismus in Deutschland“ 2023 fest, dass die globalen Krisen unserer Zeit, die Momente des gesellschaftlichen Umbruchs darstellen, immer auch Zeiten seien, in denen vulnerable Gruppen geschützt werden müssten. Als spezifische Erscheinungsformen des Rassismus in Deutschland nennt sie u.a den Antischwarzen Rassismus, den Antiasiatischen Rassismus und den Antimuslimischen Rassismus. Dies sind keineswegs komplett neue Phänomene, jedoch haben einschneidende Ereignisse wie die Tötung des Afroamerikaners Georges Floyd 2020, die globale Corona-Pandemie und die Fluchtbewegungen aus arabischen und afrikanischen Kriegsgebieten sowie die Anschläge in Halle 2019 und Hanau 2020 dazu beigetragen, das Thema Rassismus zunehmend in den Fokus gesellschaftlicher Debatten in Deutschland zu rücken und staatliche Maßnahmen zur Bekämpfung von Rassismus einzuleiten. Zudem haben sich antirassistische Organisationen wie die Black Lives Matter-Bewegung, die seit 2020 internationales Aufsehen erregte oder Proteste in Social Media wie die digitale Plattform „Ich bin kein Virus“ formiert, die auf neue Episteme hindeuten.
Im Rahmen des Panels werden Kontinuitäten von (Anti-)Rassismus-Diskursen in der Vergangenheit und Gegenwart in Deutschland sowie deren transnationale Verflechtungen untersucht. Dabei wollen wir den Blick auf unterschiedliche Rassismen richten. Gleichzeitig gilt es im Kontext der Jahrestagung des Research Centre Global Dynamics zu fragen, ob die möglichen Kontinuitäten und Diskontinuitäten im Rassismus und im Anti-Rassismus Ausdruck einer oder mehrerer epistemischer Krisen sind. Wie lassen sich die heutigen Ausprägungen von Rassismus im Hinblick auf gesellschaftliche, staatliche, moralische Werteordnungen erklären? Sind diese unter Umständen sehr unterschiedlichen Rassismen (bzw. Ausdrucksformen von Rassismus) miteinander verbunden, beeinflussen sie sich gegenseitig und lernen sie voneinander?
Beiträge
Michelle Schweitzer (Leipzig): Rassismuspräventionsprogramme im internationalen Vergleich
Jule Wagner / Mohamed Boukayeo (ZEOK, Leipzig): Prävention von antimuslimischem Rassismus im Bildungsbereich
Kimiko Suda (Berlin): Tracking relations. Verflechtungen von Antiasiatischem Rassismus mit anderen Rassismusformen in der Kolonialzeit und Gegenwart
Alain Belmond Sonyem (Leipzig): Black Lives Matter transnational
moderiert von Anika Deike Ohse (Leipzig)
Organisiert von Matthias Middell, Alain Belmond Sonyem & Amira Augustin (alle Leipzig) und der InRa-Studie "Institutionen und Rassismus" am Standort Leipzig.