Demokratievertrauen, Populismus und Wahlverhalten in Zeiten der Transformation
A_02 – Leipzig
Ziel dieses Arbeitspakets (AP) ist es, analytisch-empirisch die Wirkung gesellschaftlichen Zusammenhalts auf das Vertrauen in die Institutionen einer pluralistischen und liberalen Demokratie unter Krisenbedingungen zu bestimmen.
Von besonderem Interesse ist für uns dabei die Frage, wie sich die Auswirkungen von demokratischem Zusammenhalt von denen anderer Formen des Zusammenhalts unterscheiden. Gibt es einen systematischen Zusammenhang zwischen Einstellungen, die wir mit demokratischem Zusammenhang assoziieren (beispielsweise Akzeptanz von Pluralität, Gleichheitsorientierung) und dem Vertrauen in politische Institutionen und Demokratie, prodemokratischen Einstellungen, politischem Verhalten und insbesondere Wahlverhalten?
Zu diesem Zweck untersucht das Vorhaben förderliche wie ablehnende Einstellungen gegenüber der repräsentativen Demokratie und gesellschaftlichen Gruppen. Es betrachtet auch entsprechende politische Verhaltensintentionen (Wahlverhalten) auf Basis standardisierter Umfragedaten mit dem Schwerpunkt auf Deutschland und unter Berücksichtigung ost- und westdeutscher Spezifika. Mit der Vermessung des demokratischen Zusammenhalts und der Analyse seiner Wirkungen auf politische Prozesse in Demokratien trägt es zu einer der zentralen Fragestellungen des Themenfelds bei.
Voraussetzung ist das im Themenfeld A formulierte Verständnis von demokratischem Zusammenhalt. Wir gehen von einer positiven Beziehung zwischen Demokratievertrauen und einem pluralistischen Verständnis von gesellschaftlichem Zusammenhalt aus, während ein homogenisierendes Verständnis von Zusammenhalt als negativ für eine Demokratie angesehen wird. Dabei berücksichtigen wir spezifische Einstellungen der Bürger gegenüber Gruppen in Zeiten der Transformation und verbreiteter Krisenwahrnehmungen (etwa in Bezug auf Klima, Migration, Geschlecht und Familie, Säkularisierung) und antidemokratische Brückenideologien (Rassismus, Antisemitismus, Antifeminismus). Wir gehend davon aus, dass Krisen ein homogenisierendes Verständnis von Zusammenhalt begünstigen und demokratischen Zusammenhalt gefährden. Die in Krisenzeiten anschwellende Verbreitung von Verschwörungsmythen und Betonung autoritärer Führung und Kollektivität können zusammen mit Brückenideologien Misstrauen fördern und demokratischen Zusammenhalt unterlaufen. Wie auf Krisen reagiert wird, beeinflusst das Vertrauen in politische Institutionen, speziell politische Institutionen im politischen Tagesgeschäft, z.B. das Parlament und Parteien, aber auch das Wahlverhalten, mit der Wahl rechtspopulistischer/rechtsextremer Parteien.
Konzeptionelle Grundlage des AP ist die politische Kulturforschung und das Konzept der politischen Unterstützung, die eine geteilte politische Gemeinschaftsvorstellung und grundlegende Anerkennung eines politischen Systems für dessen Stabilität voraussetzt, sowie ein neo-cleavage Ansatz, nach dem sich in den letzten Jahrzehnten eine neue Spaltungslinie anhand von Fragen der Transnationalisierung und Offenheit von Gesellschaften gebildet hat. Ziel des AP ist ein kontinuierliches Monitoring von Schlüsselindikatoren des gesellschaftlichen (insb. demokratischen) Zusammenhalts in seinen Beziehungen zu demokratischen Institutionen und politischem Verhalten, eine Ermittlung von Schlüsselfaktoren zur Förderung oder Schwächung eines demokratischen Zusammenhalts, wie auch eine einordnende international vergleichende Perspektive.
Prof. Dr. Oliver Decker
Prof. Dr. Holger Lengfeld
Prof. Dr. Gert Pickel
Projektmitarbeiter:innen
Clara Dilger
Dr. Alexander Yendell
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06/2024-05/2029Praxispartner:innen
- Theater der Jungen Welt (Leipzig)
- The Pioneer Media
- Landeszentrale für politische Bildung Sachsen und Sachsen-Anhalt
- Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt