„Jena vor dem NSU – Rechtsextremismus bis 1990 in Jena und Ostthüringen“
Buchvorstellung/Lesung
Rechtsextreme Gruppen und Personen traten ab 1990 in Gera, Jena und ganz Thüringen schnell und aggressiv mit verschiedenen Aktivitäten auf. Die langjährig CDU-geführten Landesregierungen und die Sicherheitsbehörden verharmlosten und verleugneten das Problem von Rechtsaußen durchweg und vergrößerten so die Handlungsmöglichkeiten für die extreme Rechte. Thüringen wurde zu einem attraktiven Aufmarsch- und Aktionsgebiet – und schließlich zum Sozialisationsort des rechtsterroristischen Kerntrios des Nationalsozialistischen Untergrunds. Offen ist die Frage, warum sich diese Strukturen ausgerechnet in der Stadt Jena entwickelten, die bis 1990 jedenfalls nicht als Zentrum extrem rechter Aktivitäten bekannt war. Die Entstehungsbedingungen und möglichen neonazisitschen Kontinuitäten wurden bisher nicht systematisch analysiert und untersucht.
Michael Ebenau füllt diese Lücke mit seiner Forschungs- und Recherchearbeit „Jena vor dem NSU – Rechtsextremismus bis 1990 in Jena und Ostthüringen“. Für diese umfangreiche Quellenstudie wertete er u.a. Unterlagen des Ministeriums für Staatssicherheit aus dem Stasi-Unterlagen-Archiv sowie Polizeiberichte und staatsanwaltliche Ermittlungsakten aus dem Staatsarchiv Rudolstadt aus.
Die Forschungsarbeit, die in Kooperation zwischen der Rosa-Luxemburg-Stiftung Thüringen mit dem Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft (IDZ) veröffentlich wird, wird am 24. April 2023 im Plenarsaal des historischen Rathauses Jena durch den Autor vorgestellt. Anschließend wird sie von Lucia Bruns, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Alice Salomon Hochschule Berlin, aus Perspektive der Jugendsozialarbeit kommentiert und mit dem Publikum diskutiert. Moderiert wird die Veranstaltung von Anne Tahirovic (IDZ) und Volker Hinck (Rosa Luxemburg Stiftung Thüringen).