Neue Partei und rechte Traditionen: Die Unterstützung der AfD aus intergenerationaler Perspektive
Abstract
Die AfD ist im Jahr 2018 erstmals in allen deutschen Landesparlamenten vertreten. Dies ist ein Erfolg, der bisher keiner Partei rechts der Union gelungen ist. Der schnelle Aufstieg der AfD wird vielfach als Symptom einer neuen gesellschaftlichen Polarisierung gedeutet, und die Frage nach den Gründen für die Wahlerfolge dementsprechend vor allem hinsichtlich aktueller ökonomischer sowie sozialer Entwicklungen diskutiert. Hierdurch rücken potenzielle Kontinuitäten von rechten (partei-)politischen Traditionen in Deutschland in den Hintergrund. In diesem Beitrag gehen wir erstens der Frage nach, welchen Parteien AfD-AnhängerInnen vor dem Aufkommen der AfD zuneigten, und zweitens, inwiefern sich in der Anhängerschaft der AfD intergenerational vermittelte Parteiidentifikationen spiegeln. Auf Basis der Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) zeigen wir, dass aktuelle AnhängerInnen der AfD – die also dieser längerfristig zuneigen – vorher in substantiellem Maße frühere Parteien der extremen Rechten, wie NPD, DVU oder Republikaner, unterstützt haben oder in Elternhäusern mit solchen Parteiidentifikationen aufgewachsen sind. Wir konstatieren somit eine intraindividuelle und intergenerationale Kontinuität in der Anhängerschaft von Parteien der extremen Rechten in Deutschland und kommen zu dem Schluss, dass die AfD zumindest im Hinblick auf einen Teil ihrer längerfristigen UnterstützerInnen keineswegs eine neue politische Strömung bisher bürgerlich orientierter Personen darstellt.
Quellen
Kroh, Martin, Karolina Fetz und Jannes Jacobsen. 2022. Neue Partei und rechte Traditionen: Die Unterstützung der AfD aus intergenerationaler Perspektive. In: Rechtspopulismus in Deutschland, hg. von Heinz Ulrich Brinkmann und Karl-Heinz Reuband, 227–253. Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden, 2022. doi: 10.1007/978-3-658-33787-2_10.