von Dr. Kathrin Leipold (FGZ Konstanz)
Die Analyse von Professionalisierungsprozessen beruht auf der Frage, was eine Integrationsbeauftragte oder ein Integrationsbeauftragter konkret wissen muss, um Integration umsetzen zu können? Von dieser Frage ausgehend war eine intensive Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und zwischen Expertinnen und Experten aus der Praxis nötig, um das Programm stringent aufzubauen. Im engem Austausch wurden konkrete Spannungs-, Aufgaben- und Problemfelder in der tagtäglichen Arbeit der Integrationsbeauftragten sichtbar gemacht und als Grundlagen für den Aufbau des Fortbildungsprogramm genutzt.
So ist ein vorläufiges Curriculum entstanden, das den Reflexions-, Bündnis- und Organisationsprozessen in der tagtäglichen Arbeit der Integrationsbeauftragten Rechnung trägt. Das Fortbildungsprogramm ist aktuell in vier Module unterteilt, die sich die sich der Professionalisierung und dem Auftrag von Integrationsbeauftragten (Modul I), dem strategischen und auch individuellem Vorgehen im Verwaltungsalltag (Modul II), der Schnittstellenarbeit (Modul III) als auch der Arbeit mit und an Begriffen der Integration (Modul IV) widmen.
Die Veranstaltung am 10. und 11. November 2022 stellte die ersten beiden Module des Fortbildungsprogramms in den Mittelpunkt. Zehn Integrationsbeauftragte aus Städten, Landkreisen und Gemeinden aus Baden-Württemberg konnten am Programm teilnehmen und lernten die gesellschaftliche Daueraufgabe Integration nochmal von einer ganz anderen Seite kennen.
Am ersten Tag wurde das Fortbildungsprogramm durch Dr. Kathrin Leipold eröffnet. In ihrem Beitrag fokussierte sie die Zusammenhänge zwischen Integration, Zusammenhalt und Professionalisierung. Anwesend waren neben den zehn Teilnehmenden auch Sabine Schneider und Sebastian Altemüller vom Grundsatzreferat Integration des Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg, die das Engagement des FGZ sehr begrüßten. Als erste Input trug Stefan Schlagowsky-Molkenthin, Integrationsbeauftragter der Stadt Singen, seinen Input zu „Auftrag, Struktur und Netzwerke von Integrationsbeauftragten“ vor. In dem sich deutlich zeigte, sich deutlich, wie wichtig ist es, die aktuellen und allgemeinem Dokumente integrationspolitischer Arbeit auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene zu kennen.
Ergänzt wurden die beiden Teile durch eine lebhafte Diskussion über die Frage, was Integration bedeuten kann und wie man sich im Alltag mit knappen Ressourcen und vielfältigen Aufgaben organisiert. Diese Fragen waren auch die Brücke zum zweiten Tag, an dem sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit den Spielregeln der Verwaltung und der eigenen Positionierungen im Verwaltungsalltag auseinandersetzten.
Spätestens in der Feedbackrunde wurde deutlich, wie wichtig das Angebot des Fortbildungsprogramms für Integrationsbeauftragte ist: Alle Teilnehmenden waren sich einig, dass die Schulungsinhalte für ihre tägliche Arbeit als überaus hilfreich erachten. „Mein größter Erkenntnisgewinn war: Die Integrationsbeauftragten (IBs) arbeiten ohne politisches Mandat - an einer hochpolitischen Thematik. Ihre Arbeit basiert auf Kooperationen - mit der Verwaltungsspitze und verschiedenen Kompetenzen innerhalb der Verwaltung, sowie mit unterschiedlichstem Haupt- und Ehrenamt außerhalb der Verwaltung. Diese bunte Vernetzung führt zu Lösungsfindungen und zu gesellschaftlich wichtigem, konstruktiven Austausch. Die Zusammenarbeit muss (seitens der IBs) möglichst breit aufgestellt werden. Durch diese Arbeit der IBs gewinnt das Thema Integration in unseren Städten und Gemeinden zusätzlich an gesellschaftlichem Gewicht.“, so eine Teilnehmerin.
Integrationsarbeit als Pflichtaufgabe, sowohl im Bund als auch vor allem im Land zu verorten benötigt verschiedene Akteurinnen und Akteure, die alle einen Beitrag zur Frage nach Integration als Praxis des gesellschaftlichen Zusammenhalts bearbeiten. Mit dem Fortbildungsprogramm ist nun ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung Professionalisierung der Integrationsarbeit gelungen, der von allen Seiten als wertvoll angesehen wird.
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