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Diversität – Engagement – Zusammenhalt: In- und Exklusionserfahrungen gesellschaftlich marginalisierter Gruppen (DEZ)

JEN_F_03 – Jena

Zielsetzung / Fragestellung

Die Perspektiven gesellschaftlich marginalisierter Gruppen und ihre Bedeutung für den gesellschaftlichen Zusammenhalt stehen im Mittelpunkt dieses Forschungsprojekts. Es werden hierbei die Perspektiven von jenen Gruppen fokussiert, welche in Deutschland aufgrund ihrer langen Geschichte von Verfolgung und Diskriminierung im Grundgesetz und Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG) geschützt werden und dennoch auch heute von Marginalisierung, Diskriminierung und Hasskriminalität betroffen sind. Ziel des Projekts ist es, ihre Perspektiven auf gesellschaftlichen Zusammenhalt herauszuarbeiten, ihre In- und Exklusionserfahrungen (v.a. Diskriminierung, Hasskriminalität) zu untersuchen und zu problematisieren sowie die Auswirkungen auf ihre Partizipation (v.a. gesellschaftliches Engagement) zu beleuchten. Durch die Projektergebnisse soll das Konzept des gesellschaftlichen Zusammenhalts inhaltlich sowie empirisch in Bezug auf seine „Inklusivität­“ kritisch analysiert werden. Im Sinne der Arbeitsdefinition von gesellschaftlichem Zusammenhalt gilt es zu untersuchen, wie die (positiven) Einstellungen zur „Mehrheitsgesellschaft“ durch In- und Exklusionserfahrungen geprägt werden beziehungsweise inwieweit sich diese Einstellungen in ihrem Handeln äußern. Dabei sind ihre Bereitschaft zur und ihre tatsächliche Partizipation in gesellschaftlich orientierten Handlungskontexten genauer zu untersuchen, das heißt ihre Bereitschaft sich für die Gesellschaft zu engagieren und ihr tatsächliches Engagement (Putnam 1995). Das Projekt trägt somit einerseits dazu bei, die in einer von Diversität geprägten Gesellschaft wichtigen Perspektiven von marginalisierten Gruppen für eine Begriffsklärung und -verwendung von „gesellschaftlichem Zusammenhalt“ einzubinden. Andererseits liefert es eine empirische Untersuchung dieser Perspektiven, indem zivilgesellschaftliches Engagement als zentrale Variable für gesellschaftlichen Zusammenhalt untersucht wird. Engagement stellt eine Praxis dar, die einen Gemeinschaftsbezug hat und sich in komplexe institutionelle Zusammenhänge und Prozesse der Kooperation und Integration einfügt. Des Weiteren untersucht das Projekt die Faktoren Diskriminierung und Hasskriminalität in ihrer Gefährdung für den gesamt­gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Ziel des Gesamtprojektes ist es, ein empirisch-analytisch begründetes, vertieftes Verständnis der Auswirkungen gesellschaftlicher Inklusions- und Exklusionsprozesse in einer von Diversi­tät geprägten Gesellschaft zu erlangen, um gesellschaftlichen Zusammenhalt inklusiv zu ver­handeln und umzusetzen. Die Ergebnisse dienen sowohl dem theoretischen, wissenschaftlichen Erkenntnisinteresse, als auch der praxis- und politikbezogenen Beratung in regionalen und bundesweiten Kontexten.

Thematischer Bezug zu gesellschaftlichem Zusammenhalt

Im Sinne der Arbeitsdefinition von gesellschaftlichem Zusammenhalt gilt es zu untersuchen, wie die (positiven) Einstellungen von Mitglieder gmG (gesellschaftlich marginalisierter Gruppen) zur „Mehrheitsgesellschaft“ durch In- und Exklusionserfahrungen geprägt werden beziehungsweise inwieweit sich diese Einstellungen in ihrem Handeln äußern. Dabei sind ihre Bereitschaft zur und ihre tatsächliche Partizipation in gesellschaftlich orientierten Handlungskontexten genauer zu untersuchen, das heißt ihre Bereitschaft sich für die Gesellschaft zu engagieren und ihr tatsächliches Engagement (vgl. Putnam 1995). Das Projekt trägt somit einerseits dazu bei, die in einer von Diversität geprägten Gesellschaft wichtigen Perspektiven von gmG für eine Begriffsklärung und -verwendung von „gesellschaftlichem Zusammenhalt“ einzubinden. Andererseits liefert es eine empirische Untersuchung dieser Perspektiven, indem zivilgesellschaftliches Engagement als zentrale Variable für gesellschaftlichen Zusammenhalt untersucht wird (ebd.). Engagement stellt eine Praxis dar, die einen Gemeinschaftsbezug hat und sich in komplexe institutionelle Zusammenhänge und Prozesse der Kooperation und Integration einfügt. Des Weiteren untersucht das Projekt die Faktoren Diskriminierung und Hasskriminalität in ihrer Gefährdung für den gesamtgesellschaftlichen Zusammenhalt.

Zur Erforschung des gesellschaftlichen Zusammenhalts vervollständigt es das Bild, auch die Perspektiven der Gruppen zu fokussieren, deren Verortung in unserer Gesellschaft als marginalisiert zu beschreiben ist, deren Zugehörigkeit zu einer meist normativ konstruierten „Mehrheitsgesellschaft“ im öffentlichen, politischen und wissenschaftlichen Diskurs beständig neu verhandelt wird, und zulasten derer Debatten um den gesellschaftlichen Zusammenhalt oftmals geführt werden. Ihr Verständnis von gesellschaftlichem Zusammenhalt, ihr Zugehörigkeitsgefühl zur Gesellschaft und ihre gesellschaftliche Beteiligung stellen wichtige, jedoch in entsprechenden Diskursen oft vernachlässigte Größen für den gesellschaftlichen Zusammenhalt dar.

Sozialpsychologische Forschung zeigt, dass die Perspektive von unterschiedlichen Subgruppen (z.B. gmG) auf ihre gemeinsame übergeordnete Gruppe (z.B. deutsche Gesellschaft) variiert (vgl. Mummendey / Wenzel 1999). Sie weisen unterschiedliche Identifikationsprozesse und gruppenbezogene Strategien der Partizipation, Integration oder Abgrenzung auf (vgl. Akkulturationsstrategien von Menschen mit Migrationshintergrund, Berry 1997) und bilden ihre sozialen Beziehungen und Netzwerke entsprechend aus. Außerdem unterscheiden sich die Perspektiven und Interessen gmG in Bezug auf bestehende gesellschaftliche Hierarchien und Wertevorstellungen von denen der Mitglieder der „Mehrheitsgesellschaft“ (vgl. Dovidio  et al. 2007). Oftmals sind gmG beziehungsweise ihre Mitglieder auf individueller, institutioneller und struktureller Ebene von Diskriminierung beziehungsweise Hasskriminalität betroffen (vgl. Geschke / Dieckmann 2017). Diese Exklusionserfahrungen haben nicht nur individuelle Folgen für Betroffene und für die gesamte gmG, sondern auch für die Gesamtgesellschaft und ihren Zusammenhalt (vgl. Dieckmann  et al. 2017). Erfahrungen von vorurteilsmotivierter Kriminalität unterminieren das Vertrauen in Institutionen des demokratischen Rechtsstaates und die Demokratie an sich (ebd.). Ausgehend vom Integrative Social Identity Model of Collective Action (van Zomeren et al. 2008) werden im Projekt der Einfluss von Identitätskonstruktionen, wahrgenommener Diskriminierung und Hasskriminalität auf kollektives Handeln (Engagement) untersucht. In welchem Maß und für welche Ziele engagieren sich gmG beziehungsweise ihre Mitglieder im Sinne der gesamtgesellschaftlichen Gemeinschaft? Gesellschaftliche Narrative und soziale Praktiken der Inklusion und Exklusion stellen dabei Ursachen und Kontexte für zivilgesellschaftliches Engagement dar (vgl. Simonson  et al. 2016). Gleichzeitig wirkt zivilgesellschaftliches Engagement selbst inkludierend oder exkludierend. Die damit verbundenen Ambivalenzen und Wechselwirkungen müssen praxisnah, partizipativ und prozessbegleitend erforscht werden.


Berry, John W. 1997: Immigration, acculturation, and adaption, in: Applied Psychology 46, 5-34.

Dieckmann, Janine; Geschke, Daniel; Braune, Ina 2017: Diskriminierung und ihre Auswirkung für Betroffene und die Gesellschaft, in: Wissen schafft Demokratie 2, 18-37.

Dovidio, John; Gaertner, Samuel; Saguy, Tamar 2007: Another view of „we”: Majority and minority group perspectives on a common ingroup identity, in: European Review of Social Psychology 18:1, 296-330.

Geschke, Daniel; Dieckmann, Janine 2017: Hasskriminalität: Auswirkungen der Gewalt gegen Minderheiten, in: Wissen schafft Demokratie, Schriftenreihe des Instituts für Demokratie und Zivilgesellschaft 2, 38-51.

Mummendey, Amelie; Wenzel, Michael 1999: Social discrimination and tolerance in intergroup relations: Reactions to intergroup difference, in: Personality and Social Psychology Review 3, 158-174.

Putnam, Robert D. (1995): Bowling Alone: America’s Declining Social Capital, in: Journal of Democracy, 65-78.

Simonson, Julia; Vogel, Claudia; Tesch-Römer, Clemens (Hrsg.) 2016: Freiwilliges Engagement in Deutschland – Der Deutsche Freiwilligensurvey 2014. Empirische Studien zum bürgerschaftlichen Engagement, Wiesbaden.

van Zomeren, Martin; Postmes, Thomas; Spears, Russell (2008): Toward an integrative Social Identity model of Collective Action: A quantitative research synthesis of three socio-psychological perspectives, in: Psychological Bulletin 134, 504-535. Online verfügbar unter https://doi.org / 10.1037 / 0033-2909.134.4.504, zuletzt geprüft am 10.12.2019.

Dr. Janine Dieckmann
Jena

Dr. Janine Dieckmann

2023: Stellvertretende wissenschaftliche Leitung des Instituts für Demokratie und Zivilgesellschaft2019: IDZ-Bereichsleitung…
janine.dieckmann@idz-jena.de

Projektmitarbeiter:innen

 Johanna Treidl
Jena

Johanna Treidl

Seit 2022: Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft in Jena2021: Promotion zu…
johanna.treidl@idz-jena.de

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06 / 2020 – 05 / 2024

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  • Cluster 3: Historische, globale und regionale Varianz des Zusammenhalts

13:00 – 14:00 Uhr Jena / Online

Digitaler Lunch-Talk zur d|part-Studie „Wer kann mitmachen?“

In der 3. Veröffentlichung unseres Forschungsprojekts „Wer kann mitmachen?“ befassen wir uns mit der Frage, inwiefern und in welcher Weise sich die Alters- und Generationszugehörigkeit sowohl auf die Rassismuserfahrungen als auch auf die politische Teilhabe von Menschen mit Migrationsgeschichten auswirken?

Jüdisches Leben zwischen „Selbstverständlichkeit“ und „Hochsicherheitstrakt“

Expertise zur Umsetzung intersektionaler Themen in der Projektförderung der Demokratiearbeit.

Antiziganistische Hasskriminalität: Ihre Botschaft, Auswirkungen und die Rolle der Polizei

Personal Regeneration, Community Support and Societal Transformation – Impact Levels of Self-Organization in Marginalized Communities

Schreckensbild Identitätspolitik? Engagement in Selbstorganisationen im Spannungsfeld zwischen Emanzipation und Stigmatisierung

Wozu Rassismus?

Wissen schafft Demokratie 11/2022: Gesellschaftlicher Zusammenhalt & Rassismus.

Wie kann Geflüchteten geholfen werden, die von Gewalt und Drohungen betroffen sind?

Hassgewalt und fehlende Solidarität - zur Kommunikation und Rolle der Mehrheitsgesellschaft.

Diskriminierung in Gesellschaft und im Arbeitsleben - Warum Antidiskriminierung auch eine organisationale Aufgabe ist.

Engagementförderung und Demokratiestärkung in ländlichen Räumen – Was sagt die Forschung?

Zweimal Opfer werden. Sekundäre Viktimisierung durch Polizei und Justiz.

Plurale Konzepte, Narrative und Praktiken gesellschaftlichen Zusammenhalts

Sekundäre Viktimisierung von Betroffenen rechter, rassistischer, antisemitischer und sexualisierter Gewalt – Fokus: Polizei und Justiz

Völkische Siedler und braune Ideologie.

Völkische Siedler und braune Ideologie

Hass im Internet – Wie Hate Speech die Meinungsbildung junger Menschen bedroht

„Die Gesellschaft krankt an Corona – und an Diskriminierung“

Empowerment, Emanzipation und Alltag: Das Inklusionsprojekt @54Kontraste

FGZ-interne Kooperationspartner:innen

Dr. habil. Mathias Berek
Berlin

Dr. habil. Mathias Berek

Seit 2024: Themenfeldkoordinator und Principal Investigator am Berliner Standort des Forschungsinstituts Gesellschaftlicher…
mathias.berek@fgz-risc.de
Dr. Felix Axster
Berlin

Dr. Felix Axster

Seit 2019: Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ)2014-2019: Förderung durch die…
felix.axster@tu-berlin.de
Prof. Dr. Immo Fritsche
Leipzig

Prof. Dr. Immo Fritsche

Seit 2011: Professor für Sozialpsychologie, Universität Leipzig2011: Heisenberg-Stipendium, Deutsche Forschungsgemeinschaft2009:…
Immo.Fritsche@uni-leipzig.de
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