C_04 Krisen der Reproduktion. Gesundheitsinitiativen als Feld der Erprobung alternativer Politiken gesellschaftlichen Zusammenhalts

Locations:

Konstanz

Disciplines:

Geschichtswissenschaft , Kulturwissenschaften

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Abstract

Die Corona-Pandemie hat nicht nur Versorgungslücken, sondern auch soziale Faktoren von Gesundheit gesellschaftlich sichtbar gemacht. Wir untersuchen gesundheitspolitische Initiativen und ihre historischen Vorläufer. Diese Initiativen stellen Versorgung bereit, wo öffentliche Infrastrukturen im Gesundheitsbereich an Grenzen stoßen.
 

Das kulturhistorische Arbeitspaket (AP) untersucht Praktiken und Vorstellungen von gesellschaftlichem Zusammenhalt im Bereich der gesellschaftlichen Reproduktion. Wer ist vulnerabel, wer kann sich schützen, wer hat Zugang zu Wissen und Versorgung? 

Diese Fragen prägen seit den 1970er Jahren gesellschaftliche Konflikte um Gesundheitspolitik. Sie brachten in Deutschland wie Italien zivilgesellschaftliche und aktivistische Initiativen hervor, die Gesundheit als Hebel für politische Veränderung begriffen. Ihre praktischen Ansätze werden gegenwärtig zumeist auf lokaler Ebene aufgegriffen. Dies geschieht in Stadtteilgesundheitszentren, Gesundheitsgenossenschaften oder Kampagnen. Diese klagen Gesundheitsversorgung als unteilbares soziales Recht ein. An ihnen lassen sich die Spielräume für Gestaltungen öffentlicher Güter und Infrastrukturen aufzeigen. Zudem kann man hier ihr transformatives Potential für Zusammenhalt verstehen. Dies gilt insbesondere mit Blick auf die kommunale Ebene.

In mehreren historisch vergleichenden Fallstudien untersucht das Arbeitspaket, wie im Feld sozialer Reproduktion alternative Formen von Zusammenhalt erprobt werden. Die empirische Forschung beruht auf umfassenden Archiv-Recherchen, der Auswertung von Zeitschriften und Flugblättern. Sie bezieht ebenso die Entwicklung (feministischer) Theorien sozialer Reproduktion mit ein. Feldforschungen bieten Einblicke in die Arbeitsbereiche und Organisationsstrukturen nicht-institutioneller Akteur:innen. In Leitfaden-Interviews legen diese ihr gesellschaftliches Selbstverständnis zwischen Wohlfahrtsstaat und Ehrenamt dar.


Transferaktivitäten


Workshops fördern einen langfristigen Austausch zwischen Wissenschaft, Praxis und Gesellschaft. Dies stärkt das Verständnis für die Rolle des Care-Sektors im Gemeinwohl. Eine interaktive, digitale Recherchelandkarte macht nicht-institutionelle Akteur:innen sichtbar. Sie hebt ihre bislang unterbewertete Fürsorgearbeit im Gesundheitsbereich hervor.


 C_03 - Kooperative Rekonfigurationen von Infrastrukturen

 C_05 - Planung für klimaneutrale Städte als Faktor des Zusammenhalts

Dr. Anna Pollmann
Konstanz

Dr. Anna Pollmann

Principal Investigator, Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Mitglied im Datenausschuss
anna.pollmann@uni-konstanz.de

Praxispartner:innen

  • Feminist Health Care Research Group
  • Verein demokratischer Ärzt:innen und Ärzte
  • MediNetze
  • Poliklinik Syndikat
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