An der Universität Bremen geht ein interdisziplinäres Team Fragen des gesellschaftlichen Zusammenhalts mit Blick auf soziale Ungleichheiten und politische Konflikte nach und sucht in Transferprojekten den Dialog mit der Bremer Stadtgesellschaft.
Am Standort Bremen beteiligen sich in der vierjährigen Förderphase Forscher:innen des „Forschungszentrum für Ungleichheit und Sozialpolitik“ (SOCIUM) an fünf Forschungsprojekten, während Forscher:innen des „Zentrum für Arbeit und Politik“ (zap), des „Instituts Arbeit und Wirtschaft“ (iaw) und des „Instituts für Ethnologie und Kulturwissenschaft“ mit zwei Transferprojekten beteiligt sind. Thematischer Fokus des Bremer Beitrags sind die Beziehungen zwischen sozialen Milieus und hier insbesondere die Rolle der Mittelschichten. Der Bremer Standort bringt damit vier zentrale Beiträge ins Arbeitsprogramm des FGZ ein:
In mehreren Forschungsprojekten, unter anderem einem mit Göttingen gemeinsam getragenen qualitativen Haushaltspanel (BRE_F_02), werden soziale Milieus und deren Lebensführung ins Zentrum gestellt. Dabei werden besonders Praktiken der – intendierten wie unintendierten – Stärkung oder Gefährdung gesellschaftlichen Zusammenhalts betrachtet (BRE_F_01, BRE_F_03). Vor dem Hintergrund struktureller ökonomischer Ressourcen- und sozialer Chancenungleichheiten liegt ein besonderer Fokus auf den Statuskonkurrenzen und den lebensweltlichen Beziehungen und Grenzziehungen zwischen verschiedenen Milieus der gesellschaftlichen Mitte und den Milieus der unteren und oberen Schichten. Mithilfe von quantitativen und qualitativen Methoden werden Individuen in verschiedenen kollektiven Bezügen von Partnerschaft und Haushalt über Schicht- und Milieuzugehörigkeit bis zu zivilgesellschaftlichem Engagement und politischer Partizipation betrachtet. Deren Handeln wird ganzheitlich als synchrone und diachrone Lebensführung verstanden, aus der das jeweilige Verständnis gesellschaftlichen Zusammenhalts sowie die Ressourcen und Praktiken zusammenhaltsrelevanter Aktivitäten hervorgehen, wie insbesondere auch politischer Orientierungen. In Zusammenarbeit mit Bielefeld werden lokale Protestdynamiken in ausgewählten Städten dahingehend untersucht, wie sie sich auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt auswirken (BRE_F_04). In einem weiteren Projekt werden auf der Angebotsseite politischer Parteiensysteme die Reaktionen und Veränderungen untersucht, die mit dem Aufkommen bzw. Erstarken populistischer Parteien verbunden sind (BRE_F_05). Perspektivisch lassen sich die Entwicklungen sozialer Ungleichheiten im Sinne der Differenzierung sozialer Milieus, die Veränderungen städtischer Protestkulturen und die Entwicklungen des Parteiensystems im Sinne der politischen Repräsentation sozialmoralischer Wähler:innen-Milieus zusammendenken, um das Spannungsfeld von Ungleichheit, Zusammenhalt und Politik im nationalen Kontext und internationalen Vergleich besser zu verstehen.
Die eng mit den Forschungsvorhaben verknüpften Transfervorhaben entwickeln auf der Basis langjähriger Erfahrungen mit partizipativer und kollaborativer Wissensproduktion neue Transferformate, die auch anderen Teilinstituten zur Verfügung stehen. Auch hier fokussieren wir auf Formate, die den Zusammenhalt innerhalb und zwischen sozialen Milieus thematisieren. Dabei geht es uns um die Bedingungen und Möglichkeiten des wechselseitigen Verstehens und der Verständigung zwischen sozialen Milieus und der Reflexionsfähigkeit eigener Milieugebundenheiten der Lebensführung (BRE_T_01). Der Kommunikation zwischen Wissenschaft und Politik kommt in diesem Zusammenhang eine besondere Bedeutung zu. Die Gestaltung dieser Beziehung ist Gegenstand weiterer Analysen auf lokaler / kommunaler Ebene (BRE_T_02).
Gemeinsam mit anderen Standorten wird sowohl an der Fortentwicklung der insbesondere im zentralen Zusammenhaltspanel benötigten standardisierten Erhebungs- und Auswertungsverfahren als auch an den methodischen Problemen eines qualitativen Haushaltspanels gearbeitet, und es werden neue „mixed methods“-Designs erprobt.
Gemeinsam mit den Standorten Frankfurt am Main und Leipzig koordiniert und leitet der Standort Bremen die Arbeit des FGZ und verantwortet hier insbesondere den Aufbau des Datenzentrums.
Forschungsprojekte
Alle Forschungsprojekte des Bremer Standorts finden Sie hier.