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Staatsangehörigkeit und „Doppelpass“: legitime Symbolik und theoretische Fallstricke

FGZ Working Paper Nr. 9. Leipzig: Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt

Authors

Daniel Thym

Abstract

Staatsangehörigkeit und „Doppelpass“: legitime Symbolik und theoretische Fallstricke

Mit der Staatsangehörigkeit wird man in rechtlicher Hinsicht vollwertiges Mitglied eines Landes. Das ist aus zwei Gründen wichtig. Zum einen sind es die praktischen Konsequenzen, auch wenn die Einbürgerung im Vergleich zum Daueraufenthaltsrecht nur wenige rechtliche Vorteile bietet. Zum anderen diskutieren Politik und Gesellschaft bei jeder Reform des Staatsangehörigkeitsrechts seit Jahrzehnten darüber, was „Deutsch“ heutzutage heißt – und innerhalb welcher rahmenden Großerzählung Fragen des gesellschaftlichen Zusammenhalts kollektiv zu verhandeln sind. Ein Blick hinter die Kulissen des Staatsangehörigkeitsrechts zeigt eine Wendung, die bisher kaum beachtet wird. Kritik und Unterstützung des „Doppelpasses“ machen es sich zu einfach: Wer diesen speziell bei der dritten oder vierten Generation als Ausdruck einer „Heimatidentität“ feiert, muss eine solche auch für die Bundesrepublik anerkennen. Die Pointe der jüngsten Reform könnte daher darin liegen, eine Diskussion über das kollektive Selbstbild anzustoßen. Was heißt es für die Zukunft, wenn das Grundgesetz bis heute vom „deutschen Volk“ spricht und die Reform nun dafür sorgt, dass ganz offiziell mehr Eingewanderte dazu gehören? Diese symbolische Ebene ist der eigentliche Neuigkeitswert einer Reform, die im rechtlichen Detail pfadabhängig fortsetzt, was in den Jahrzehnten zuvor gesellschaftlich bereits seinen Lauf genommen hat. Dies gilt selbst für die doppelte Staatsangehörigkeit, die bei Kindern schon heute unkontrolliert vererbt wird, sodass die künftige Akzeptanz auch bei der Einbürgerung der Eltern keinen Systemwechsel mehr darstellt.

Sources

Thym, Daniel. 2024. Staatsangehörigkeit und „Doppelpass“: legitime Symbolik und theoreti-sche Fallstricke. FGZ Working Paper Nr. 9. Leipzig: Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt.

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