Klimaschutzregression: Angriffe auf Demokratie und gesellschaftlichen Zusammenhalt
Abstract
Der Beitrag bettet die antidemokratische bis (extrem) rechte klimaschutzregressive Politik in ihren sozialen Kontext. Er beleuchtet die gesellschaftliche Anschlussfähigkeit unter Berücksichtigung der historischen Vorbedingungen. Die globale Klimakrise und die sozial-ökologische Transformation sind in Anlehnung an Ulrich Becks und Stephan Lessenichs Arbeiten als Konsequenz der Komplexitätssteigerung moderner Externalisierungsgesellschaften zu deuten. Die Wohlstandszugewinne kapitalistischer Industriegesellschaften beruhen auf der systematischen Auslagerung der Risiken, vorrangig zu Lasten der Gesellschaften des Globalen Südens und der Umwelt. Die spürbarer werdenden Klimawandelfolgen stellen zunehmend den Status quo der Ressourcen- und Machtverteilungen in Frage und befördern individuelle und kollektive Verunsicherungen. Wachsende sozioökonomische Ungleichheiten fordern den gesellschaftlichen Zusammenhalt zusätzlich heraus. Die unter Rechtfertigungsdruck geratenen Ungleichheits- und Machtverhältnisse führen zu Abwehrreaktionen. Im Wunsch nach Entlastung, Verantwortungsabwehr und der Verteidigung von Privilegien begründet sich die Attraktivität des exklusiven Deutungsangebots klimaschutzregressiver, rechter Akteur:innen. Sie geben vor, die Konfliktkonstellationen über eine Rückkehr zum Status quo im Sinne eines nationalen exkludierenden Zusammenhalts aufzulösen.
Sources
Richter, Christoph, Janine Patz, Noah Marschner und Axel Salheiser. 2024. Klimaschutzregression: Angriffe auf Demokratie und gesellschaftlichen Zusammenhalt. In: Varianzen des Zusammenhalts Historisch und transregional vergleichende Perspektiven, hg. von Matthias Middell, 293–312. 1. Auflage. Gesellschaftlicher Zusammenhalt 3. Frankfurt: Campus.