Historisch-semantische Annährungen an den Begriff Integration und seine Funktion in Migrationsdiskursen: Von nationalstaatlichen zu transnationalen Perspektiven
Abstract
Als ein zentraler Begriff in den gegenwärtigen Debatten um Flucht und Migration spielt Integration auch für die Thematisierung des gesellschaftlichen Zusammenhalts und die damit verbundenen Grenzziehungen eine Schlüsselrolle. Der Begriff der Integration ebenso wie die damit zusammenhängenden Politiken und Praktiken waren und sind bis in die Gegenwart umkämpft. In dem Artikel zeichnen wir ausgehend von bundesdeutschen, schweizerischen und französischen Beispielen den Wandel des Integrationsbegriffs in Migrationsdiskursen sowie die damit verknüpften Konflikte nach. Die Überschneidungen, aber auch Divergenzen von Integrationsbegriffen genauer herauszuarbeiten, stellt ein Desiderat begriffshistorischer und historisch-semantischer Analysen dar. Es gilt sowohl Konvergenzen wie auch unterschiedliche semantische und po- litische Traditionen zu fokussieren, um die oft implizit bleibenden Vorannah- men und differierenden Vorverständnisse in verschiedenen nationalen Kontex- ten in den Blick zu bekommen. Denn während sich seit den 1950er Jahren die Rede von der europäischen Integration entwickelte, die meist mit der Forde- rung nach Angleichung und Homogenisierung verknüpft war, beinhaltete das Integrationsparadigma neben den nationalistischen Implikationen zugleich eine zutiefst »koloniale Weltsicht«.
Sources
Lüthi, Barbara, Maren Möhring und Christiane Reinecke. 2024. Historisch-semantische Annährungen an den Begriff Integration und seine Funktion in Migrationsdiskursen: Von nationalstaatlichen zu transnationalen Perspektiven. In: Varianzen des Zusammenhalts Historisch und transregional vergleichende Perspektiven, hg. von Matthias Middell, 59–83. 1. Auflage. Gesellschaftlicher Zusammenhalt 3. Frankfurt: Campus.