Wir leisten uns Gesellschaft #18: Nach den Landtagswahlen: Wie steht es um Demokratie und Rechtsstaat?
Wir leisten uns Gesellschaft | Wir, das sind: Berthold Vogel, Geschäftsführender Direktor des Soziologischen Forschungsinstituts Göttingen (SOFI) sowie Sprecher des Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ) am Standort Göttingen und Julia Kropf, Soziologin und freie Moderatorin. Wir leisten uns Gesellschaft im Gespräch über Fragen und Themen, die unsere Zeit bewegen.
Wir leisten uns Gesellschaft | Das klingt selbstverständlich. Aber es klingt in diesen Zeiten auch nach Luxus und Zumutung zugleich. Wer kann sich Gesellschaft leisten? Wer muss und wer möchte sich Gesellschaft leisten – und wenn ja, welche?
Wir werden uns Gesellschaft leisten | Einmal im Monat, zu zweit und mit Gästen
Unter anderem hier zu hören: Apple Podcasts, Spotify.
#18 Nach den Landtagswahlen: Wie steht es um Demokratie und Rechtsstaat?
Kurz nach den drei Landtagswahlen in Thüringen, Sachsen und zuletzt Brandenburg sprechen Berthold Vogel und Julia Kropf mit dem Direktor der Sächsischen Landeszentrale für Politische Bildung, Dr. Roland Löffler. Der promovierte Theologe leitet die Landeszentrale seit 2017. Zu seinen Arbeitsschwerpunkten und Publikationen der letzten 15 Jahren zählen Themen wie Integration und interkulturelle Bildung, Herausforderungen der Bürgergesellschaft, Zukunft ländlicher Räume sowie die politische Kultur in den neuen Bundesländern. Dazu hat die Landeszentrale im Vorfeld der Wahlen in Sachsen 60 Wahlforen in allen 60 sächsischen Wahlkreisen veranstaltet. Vor diesem Hintergrund wollen wir in der aktuellen Podcast-Folge wissen: Wie steht es um Demokratie und Rechtsstaat? Tickt der Osten tatsächlich anders? Welche Rolle spielen Gefühle und Emotionen in der Beurteilung von Politik und Gesellschaft? In unserem Gespräch wagen wir gesellschaftspolitische Einschätzungen und berichten von persönlichen Erfahrungen in Ostdeutschland und darüber hinaus.
Shownotes
- Rolf Henrich (2019): Ausbruch aus der Vormundschaft. Erinnerungen.
- Steffen Mau (2024): Ungleich vereint. Warum der Osten anders bleibt.
- Dirk Oschmann (2023): Der Osten: Eine westdeutsche Erfindung.
- Berthold Vogel (1999): Ohne Arbeit in den Kapitalismus. Der Verlust der Erwerbsarbeit im Umbruch der ostdeutschen Gesellschaft.
#17 Ist Einsamkeit demokratiegefährend?
Berthold Vogel und Julia Kropf sprechen in dieser Folge über Einsamkeit. Anlass ist das im Mai erschienene Buch „Einsamkeit und Ressentiment“, das Berthold Vogel gemeinsam mit Claudia Neu und Jens Kersten veröffentlicht hat.
Einsamkeit – ein Phänomen, das immer mehr auch auf politisches Interesse stößt. Ende 2023 hat die Bundesregierung eine Politische Strategie gegen Einsamkeit vorgestellt. Schon seit langem wissen wir: Einsamkeit kann sich negativ auf die mentale und körperliche Gesundheit – und damit auch auf die Lebenserwartung – auswirken. Aber welche Auswirkungen hat Einsamkeit politisch – vor allem, wenn sie in der Gesellschaft zunimmt? Einsamkeit, so Berthold Vogel, habe immer etwas mit dem Verlust der Gestaltbarkeit des eigenen Lebens zu tun. Missgunst und verlorenes Weltvertrauen sind die Folge. Auf dieser Grundlage können Ressentiments und antidemokratische Haltungen entstehen.
#16 Wer will heute noch Verantwortung auf kommunaler Ebene?
Als Gast in der neuen Podcastfolge begrüßen Berthold Vogel und Julia Kropf diesmal Marcel Riethig. Er ist Landrat des Landkreises Göttingen im Süden Niedersachens, der die Universitätsstadt Göttingen ebenso einschließt wie den Harz und das Dreiländereck von Niedersachsen, Thüringen und Hessen..
Die Folge wurde zwei Wochen vor der Europawahl aufgenommen und natürlich geht es um die Frage, wie die Stimmung zur Europawahl im Landkreis ist und welche Themen besonders aus kommunaler Sicht diskutiert werden. Der europäische Gedanke scheint so relevant wie nie und doch gibt es einerseits das Europa der Alltagserfahrung und das politische Europa. Insbesondere das politische Europa bringt große Kontroversen hervor und gerade hier braucht es auf der kommunalen Ebene Übersetzungsleistungen und einen Umgang mit anti-demokratischen Kräften. Hilft es, einfach nur „besser“ zu erklären?
Natürlich geht es auch um die Frage, wie schwer es eigentlich geworden ist, auf kommunaler Ebene Menschen zu finden, die sich engagieren – angesichts von zunehmenden Angriffen: digital wie körperlich. Was hat das für Auswirkungen auf die politische Gestaltbarkeit in den Kommunen? Was macht lokale Strukturen attraktiv?
#15 Gesellschaftlicher Zusammenhalt durch Steuergerechtigkeit?
Peter Reese war Gründungsmitarbeiter beim Vergleichsportal verivox und ist nach dem Verkauf seiner Anteile an ProSiebenSat1 zu Vermögen gekommen. Seit seinem Eintritt in die Welt der Vermögenden ist der Unternehmer Peter Reese erstaunt, wie wenig Steuern er zahlen muss und engagiert sich gemeinsam mit anderen Vermögenden in der Initiative für Steuergerechtigkeit e.V. taxmenow.
Im Gespräch geht es um Fragen eines reformbedürftigen, da in seiner Grundstruktur ungerechten Steuersystems, aber auch um die Mythenbildung rund um Reichtum. Reichtum provoziert Boulevard und Skandal. Doch genau diese Bereitschaft zur Empörung verhindert eine aufgeklärte Debatte über die Frage, wer welchen Beitrag zur Stärkung unserer Gesellschaft und ihrer öffentlichen Güter leisten kann. Tax me now öffnet die Tür zu dieser Debatte und die Forschung nimmt unter anderem am SOFI erste Anläufe, das Thema Reichtum zum Forschungsgegenstand zu machen.
Shownotes
- http://www.sofi.uni-goettingen.de/projekte/reichtum-als-soziale-beziehung/projektinhalt/
- https://www.soziopolis.de/reichtum.html
#14 Zusammenhalt trotz Konflikt: Demokratie und Betrieb
Christina Schildmann leitet die Abteilung Forschungsförderung in der Hans-Böckler-Stiftung und ist heute zu Gast bei Berthold Vogel und Julia Kropf im Podcast „Wir leisten uns Gesellschaft“.
Die Hans-Böckler-Stiftung unterstützt nicht nur junge Menschen mit Stipendien für Studium und Promotion, sondern schafft Wissen durch innovative Forschungsförderung zu den Themen der Zeit. Als Leiterin der Forschungsförderung ist Christina Schildmann sozusagen die „Spürnase“ der Stiftung.
Aktuell stehen zwei Fragen im Vordergrund: Wie bauen wir Wirtschaft, Betriebe und Berufswelt sozialökologisch um. Und inwieweit kann die Gestaltung der Arbeitswelt unsere Demokratie beflügeln und autoritäre, anti-demokratische Haltungen in die Schranken weisen. Zu diesen Fragen hat Christina Schildmann spannende Forschungsergebnisse aus aktuellen Publikationen mitgebracht.
Shownotes
Mentalitäten des Umbruchs:
http://sofi-goettingen.de/projekte/mentalitaeten-des-umbruchs/projektinhalt/
https://www.boeckler.de/de/faust-detail.htm?sync_id=HBS-008559
http://sofi-goettingen.de/fileadmin/user_upload/WorkingPaper_Tullius_Vogel_Wolf_2021.pdf
- Erwartungen von Beschäftigten an die sozial-ökologische Transformation. Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage zu Klimawandel und Arbeitswelt (Vera Trappmann/Felix Schulz): https://www.boeckler.de/fpdf/HBS-008723/p_fofoe_WP_308_2023.pdf
- Anti-demokratische Einstellungen. Der Einfluss von Arbeit, Digitalisierung und Klimawandel (Bettina Kohlrausch, Dorothea Voss, Andreas Hövermann): https://www.boeckler.de/fpdf/HBS-008105/p_fofoe_pb_007_2021.pdf
- Forschungsverbund „Sozial-ökologische Transformation“: https://www.boeckler.de/de/sozial-oekologische-transformation-39494.htm
- Claudia Bogedan, Geschäftsführerin der Hans-Böckler-Stiftung, im HANS – Newsletter der HBS: https://www.boeckler.de/de/newsletter-hans-34382-arbeit-an-der-wehrhaften-demokratie-54496.htm
#13 Das Band: Zusammenhalt auf Wanderschaft mit Katharina Trabert
Was verbindet uns in Deutschland? Was hält uns zusammen? Mit diesen Fragen im Gepäck hat Katharina Trabert sich im Sommer 2023 auf die Reise begeben: 1.270 km entlang des Grünen Bandes, dem ehemaligen Grenzverlauf zwischen Ost- und Westdeutschland.
Ihre Motivation: Herausfinden, was wirklich dran ist an der so oft beschriebenen gesellschaftlichen Spaltung. Im direkten Gespräch mit den Menschen, denen sie begegnet ist und die sich alle von ihrer Frage haben berühren lassen, sie ernst genommen und darüber nachgedacht haben – oft noch Tage später Antworten gefunden haben. Respekt, Demokratie, Toleranz – aber auch Liebe oder ein Lächeln. Es gibt vieles, das die Menschen verbindet – vor allem ist es auch die Erkenntnis, dass Zusammenhalt nicht einfach so passiert, sondern Orte braucht und eine gemeinsame Anstrengung.
Berthold Vogel und Julia Kropf sprechen mit ihr über diese Erfahrungen und fragen sich, wie das zu den aktuellen gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen passt. Unterschätzen wir mitunter auch die Menschen? Welche Fragen spalten die Gesellschaft wirklich und wo wird sie möglicherweise herbeigeredet? Dürfen wir zuversichtlich sein angesichts ihrer Erlebnisse?
Shownotes
- Katharina Trabert bei Instagram: @katharinatrabert
- Das Tagebuch mit Fotos: Das Band by Katharina Trabert
- Das SOFI geht aufs Land: Impulse zum gleichwertigen Leben im ländlichen Raum