Fortbildungsprogramm für Integrationsbeauftragte
KON_T_02 – Konstanz
Zielsetzung / Fragestellung
Integration als Querschnittsaufgabe – dieses Credo findet sich in zahlreichen Beschreibungen von Integrationskonzepten und Integrationspolitiken. Um diesem Ansatz gerecht zu werden, müssen Integrationsbeauftragte in ihrem Arbeitsalltag ganz unterschiedliche Aufträge, Arbeitsfelder und Ansätze miteinander verbinden. Die Herausforderung besteht vor allem darin, ein politisch-administratives System und den zivilgesellschaftlichen Alltag in einen wechselseitigen gesellschaftlichen Verantwortungszusammenhang zu bringen.
Aufgrund dieser Vielfalt der Ansprüche besteht bisher auch kein „klassischer“ Ausbildungsweg für Integrationsbeauftragte. Zwar existieren Fortbildungsangebote, die sich auf rechtliche Grundlagen (zum Beispiel Ablauf eines Asylverfahrens), Berufsintegration, interkulturelle Kompetenzen (womit das Bewusstsein für vorhandene und latente Vorurteile gemeint ist), interkulturelle und gewaltfreie Kommunikation oder Projektmanagement beziehen. Dennoch müssen die Akteur*innen ihre Perspektiven und Konzepte stetig und nach Bedarf erweitern, um alle Aufgaben bestmöglich zu bearbeiten.
Das im Rahmen des Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ) aufzustellende Fortbildungsprogramm versucht nun, diese vielfältigen Bedarfe und Bedürfnisse, aufzugreifen und in einem kulturwissenschaftlichen Programm zu bündeln. Ziel ist es, in einem Austausch auf Augenhöhe zwischen Wissenschaft und Praxis (Stichwort „Epistemische Partnerschaft“) die bisherigen Ausbildungs- und Weiterbildungsangebote zu erweitern und alternative Bildungsanforderungen zu formulieren.
Das Fortbildungsprogramm basiert auf drei Themenbereichen: Zum einen werden Bedeutungen im Mittelpunkt des Programms stehen. Hier werden wir uns den Bausteinen „Kulturgeschichte der Migration“ sowie „Geschichte der Diskriminierung und Rassismus“ widmen. Ziel ist es, durch Reflexion auf die Un-/Bedeutend-Machung von Kategorien abzuheben und so Vielfalt zu fördern. Der zweite Bereich beschäftigt sich mit dem Thema Beteiligungen. Hier stehen politische Kommunikation und Partizipation im Mittelpunkt. Ausgehend von der Frage, wie wir alle Personen zum Sprechen bringen können werden wir uns hier mit den Bausteinen „Populistische Erzählungen“ sowie „Öffentlichkeiten und mediale Teilhabe“ beschäftigen. Der letzte Themenblock behandelt Beziehungen. Hier geht es darum, Machtsensibilität aufzubauen und Demokratieförderung zu gestalten. Die Fragen nach neuen Bündnissen steht hier im Vordergrund eines erweiterten Integrationsverständnisses.
Das Fortbildungsprogramm wird flankiert durch Forschungen in der (Erwachsenen)Bildung im Bereich Praxis-Wissen-Transfer und bietet in enger Kollaboration mit den Kooperations- und Praxispartner*innen daher eine herausragende Möglichkeit des Transfers.
Thematischer Bezug zu gesellschaftlichem Zusammenhalt
Migrationsprozesse und damit auch die Debatten um Integration prägen seit Jahren und Jahrzehnten Aushandlungen in Öffentlichkeit, Wissenschaft und Politik.
Die Art und Weise, wie Migrations-/Integrationspraktiken und -diskurse konkret ausgehandelt, umgesetzt und angenommen werden lässt dabei Rückschlüsse zu auf die vorherrschende Vorstellung gesellschaftlichen Zusammenlebens. Diese Vorstellungen verändern sich - analog zu gesellschaftlichen Bewegungen - ständig und stellen vor allem die Akteur*innen auf politischer und administrativer Ebene immer wieder vor neue Herausforderungen: Denn um den gegenwärtigen gesellschaftlichen Ansprüchen einer diskriminierungsarmen, teilhabefreundlichen und demokratieförderlichen Gesellschaft gerecht zu werden, müssen Akteur*innen in der Integrationspolitik ihr administratives und handlungspraktisches (Praxis-)Wissen zum Komplex Migration aktualisieren als auch erweitern. Das Paradigma „Integration“ unterliegt dabei ständigen Aushandlungen und Veränderungen – es ist ein Paradigma in Bewegung.
Weiterführende Informationen
Aktuelle Infos zum Projekt gibt es auf dieser Seite.
Prof. Dr. Daniel Thym
Projektmitarbeiter:innen
Dr. Kathrin Leipold
:
06 / 2020 – 05 / 2024:
- Transferprojekte
vhs Konstanz, Theodor-Hanloser-Str. 19, 78224 Singen
Hält die „Brandmauer“? Strategien gegen rechts vor Ort in der Kommunalpolitik
Literaturhaus Stuttgart, Breitscheidstraße 4, 70174 Stuttgart