Zusammenhalt in und durch Nachbarschaften – Stadtteilstudien und Regionalpanel NRW und Niedersachsen
HAN_F_01 – Hannover
Zielsetzung / Fragestellung
Wie entsteht gesellschaftlicher Zusammenhalt in nachbarschaftlichen Interaktionsräumen unter Betrachtung regionaler Gemeinsamkeiten und Unterschiede? Diese Forschungsfrage analysiert das Kooperationsprojekt regional vergleichend in Nachbarschaften in Bielefeld und Hannover. Es betrachtet gesellschaftlichen Zusammenhalt als abhängige Variable, deren Konstitutionsbedingungen es räumlich verortet wie sozial kontextualisiert zu erfassen gilt. Dabei werden auf Basis der Beteiligung am Regionalpanel die disziplinären Perspektiven der Sozialgeographie, Sozialpsychologie und Soziologie komplementär verbunden, um gesellschaftlichen Zusammenhalt mittels individueller Einstellungs- und Verhaltensweisen im Wechselspiel mit räumlichen Strukturen zu erforschen.
Die zunehmende Diversifizierung von Bewohner*innen in Nachbarschaften (z.B. in Bezug auf Ethnie, Milieu, Alter, Gender, Aufenthaltsstatus, religiöser oder sexueller Orientierung etc.) evoziert potentiell konflikthafte Interaktionen. In der Dynamik und Komplexität von Akteur-Raum-Konstellationen ist eine Untersuchung auf der Nachbarschaftsebene als stadt-regionaler Vergleich für das Verständnis der Zusammenhänge und Folgen eines konstruktiven (z.B. Kooperation und Hilfeverhalten) beziehungsweise destruktiven Zusammenhalts (z.B. Diskriminierung, menschenfeindliche Einstellungen oder Gewalt) notwendig. Von besonderem Interesse sind hierbei soziale Beziehungen und Praktiken des Zusammenhalts wie Freundschaften, soziale Netzwerke und Vereine, die den Rahmen für nachbarschaftliche Interaktionen und damit Aufschluss über den gelebten und gefühlten Zusammenhalt bieten können. Weil diese Aspekte regional variieren, kommt dem Vergleich der Rahmenbedingungen und Ergebnisse des Zusammenhalts eine wichtige Rolle zu.
Thematischer Bezug zu gesellschaftlichem Zusammenhalt
Gesellschaftlicher Zusammenhalt ist räumlich differenziert verortbar. Das Projekt betrachtet verschiedene Maßstabsebenen des regionalen Vergleichs, die sich auf Nachbarschaften in Bielefeld und Hannover beziehen, um so Aussagen über (un-)spezifische Gelegenheitsstrukturen treffen zu können. Das Kooperationsprojekt fokussiert daher auf Interaktionen – als Momente des sozialen Miteinanders oder Gegeneinanders – im räumlichen Kontext von regional zu unterscheidenden Nachbarschaften. Aufgrund ihrer differentiellen Bewohner*innenzusammensetzung, Intersektionalitäten sowie räumlichen Gelegenheitsstrukturen entwickeln sich spezifische Zusammenhaltskonstellationen in den jeweiligen Nachbarschaften, die es in ihrer Zusammensetzung und ihrem Aufbau zu untersuchen gilt.
Gesellschaftlicher Zusammenhalt ist ein mehrdimensionales, graduelles Phänomen und wirkt sich deshalb in unterschiedlichen Abstufungen kohäsiv in und auf Nachbarschaften und damit auch regional aus. So können Grade des gesellschaftlichen Zusammenhalts in den Einstellungen und Verhaltensweisen der Bewohnerschaft in Abhängigkeit von sozialräumlichen Voraussetzungen voneinander abweichen.
Die Interaktionen im Raum, die sich zwischen einzelnen Personen und Gruppen in einer Nachbarschaft vollziehen, so die These, führen zu verschiedenen Ausprägungen des gesellschaftlichen Zusammenhalts. Deswegen sind ideell-gefühlter Zusammenhalt (kognitive und affektive Aspekte sowie Werte), (inter-)subjektiv-gelebter Zusammenhalt (Verhaltensweisen und Verhaltensspuren) sowie relationale Facetten des Zusammenhalts (soziale Beziehungen zwischen den Bewohner*innen) in ihrer wechselseitigen Bedingtheit räumlich zu analysieren.
Prof. Dr. Peter Dirksmeier
Prof. Dr. Andreas Zick
Prof. Dr. Jonas Rees
Projektmitarbeiter:innen
Dr. Angelina Göb
Yann Rees
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06 / 2020 – 05 / 2024:
- Cluster 2: Strukturen, Räume und Milieus des Zusammenhalts
- C2: Raum und Region