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Repräsentation im öffentlichen Raum: inklusive und diversitätsorientierte Erinnerungskultur in Museen

D_08 – Berlin

Das Arbeitspaket (AP) erforscht die kulturelle Dynamik von Hegemonie und gegenhegemonialen Bestrebungen am Beispiel der Auseinandersetzungen um die Repräsentation marginalisierter, queerer Biographien im erinnerungskulturellen Raum Museum. Es untersucht das Wechselverhältnis von musealer Darstellung und gesellschaftlichen Identitätsdebatten. Es geht davon aus, dass Museen Debatten um gesellschaftlichen Zusammenhalt ebenso spiegeln wie sie mitgestalten. Das AP untersucht vergleichend, wie es möglich wird, zuvor marginalisierte Biographien und queere Perspektiven in das Masternarrativ gesellschaftlichen Zusammenhalts zu integrieren, welche Grenzen die Kanonisierung hat, ob und wie sich Masternarrative verändern lassen. 

Museen sind Orte gemeinsamer Erinnerung, Spiegel des jeweilig sanktionierten, nationalen „Wir“. Sie sind zugleich Akteure des Zusammenhalts, Medien der In-Wert-Setzung, insofern sie ausgestelltem Kulturgut repräsentativen Charakter und dadurch Zugehörigkeit zum gemeinsamen Kulturerbe verleihen. Zwar ist der Zugang zu Museen in Deutschland oft selektiv und gekoppelt an gesellschaftliche Ungleichheitsverhältnisse, aber sie erfüllen als repräsentative Orte eine wichtige Funktion in der Kanonbildung. Zugleich ist das Museum vor allem in internationaler Perspektive eine Institution im radikalen Umbruch, deren Selbstverständnis sich von repräsentativer Öffentlichkeit zu einem Agenten der Demokratie und Menschenrechte bewegt. Besonders im globalen Süden haben sich Museen als Foren des Supports für marginalisierte Identitäten bewährt, der deutsche Diskurs zum „Dritten Ort“ wiederum ist trotz geschärftem Diversitätsbegriff noch weniger mitbestimmungsorientiert. Die Friktionen spiegeln sich im aktuellen Ringen des Weltmuseumsverbands um eine neue Definition von Museen als Einrichtungen aktiver Inklusion. 

In aktuellen Diskussionen um Kultur als Faktor gesellschaftlichen Zusammenhalts kommt Museen eine besondere Rolle zu, da sie Teil der repräsentativen Öffentlichkeit sind und ihnen im Bereich Geschichtsvermittlung besondere Glaubwürdigkeit zuerkannt wird. So betont eine aktuelle Studie das Potential von Museen, Vertrauen in kulturelle Institutionen insgesamt zu befördern. Das AP will die Debatte um das Vertrauenskapital von Museen und die gesellschaftspolitische Dimension von Museumsarbeit um queere, bislang nicht hegemoniale Perspektiven erweitern. Im Sinne der critical museum studies fragt es nach den „politics and poetics of display“ und wendet sich der bisher wenig erforschten Frage zu, wie Museen über Biographiearbeit den Diskurs über das „Wir“ mitbestimmen können. 

Dass der Bundestag queere Lebensentwürfe am Holocaustgedenktag thematisiert und in seinen Räumen ausstellt ist ein Indiz für zunehmend diversitätssensibles Erinnern in der deutschen Gesellschaft und zugleich Ergebnis langjährigen Biographie-orientierten Arbeitens in Forschung und Museum. Der Aktionsplan für mehr Akzeptanz geschlechtlicher Vielfalt verweist auf einen Unterschied zwischen historischen und aktuellen Biographien. Ein Rückgriff auf historische Biographien kann als erlebbare Erinnerungspolitik in musealem Rahmen zur Akzeptanz von Diversität beitragen. Die Repräsentation jetzt lebender queerer Menschen im Museum ist bis dato jedoch noch kein Bestandteil hegemonialer Kulturpolitik, ebenso wenig wie das Verständnis des Museums als Ort, Friktionen im geschützten Raum anzusprechen. Hegemonie als transversaler Begriff ist dabei geeignet, bisher marginalisierte Gruppen sozialhistorisch besser erkennbar zu machen.  

Das AP fragt, welche ehemals marginalisierten Gruppen es in den letzten zehn Jahren in den Kanon des Repräsentationsraums Museum geschafft haben. Ausgehend von aktuellen Forschungsprojekten untersucht es die gegenwärtige Auseinandersetzung über Zugehörigkeit und Ausgrenzung im musealen Bereich. 

Im Mittelpunkt stehen queere (Gruppen-)Biographien, Lebensentwürfe und Narrative, die in den letzten Jahren kulturell „Karriere gemacht“ haben, ob als Teil nationaler Geschichtsmuseen und/oder als Visitenkarte einer modernen Gesellschaft. Das AP hinterfragt auch, wer das Thema in den Repräsentationsraum trägt und wie Ausstellungen in staatlichen Museen im Vergleich zu queeren Initiativen, queer spaces und Neugründungen wahrgenommen werden, denn Hegemonie äußert sich auch in Zugängen zu kulturellen Repräsentationsräumen. Geforscht wird damit nach den Eigenschaften einer ressentimentabweisenden Kulturlogik, die sich in innovativen Museumsprojekten und (Neu-)Konzeptionen manifestiert.

Dr. Hannah Lund
Berlin

Dr. Hannah Lund

2016-2021: Direktorin des Kleist-Museums und Stiftungsvorstand2014-2016: Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Berlin-Brandenburgischen…
h.lund@tu-berlin.de

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06/2024-05/2029

Praxispartner:innen

  • Schwules Museum Berlin
  • Jüdisches Museum Rendsburg
  • Kleist-Museum Frankfurt (Oder)
  • NS-Dokumentationszentrum München
  • Projekt „360° – Fonds für Kulturen der neuen Stadtgesellschaft“ der Kulturstiftung des Bundes
  • Verein Queer Museum Vienna
  • Queer Britain® (Museum und Archiv)
  • Polish LGBTQIA Museum – Foundation Q
  • KØN - Gender Museum Denmark, Aarhus
  • Společnost pro queer paměť, Prag
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