D_03 Rassistischer Westen und antisemitischer Rest? Globaler Zusammenhalt im Spannungsfeld von postkolonialer Kritik und Antisemitismuskritik

Locations:

Berlin

Disciplines:

Ethnologie , Geschichtswissenschaft

Belongs to:

Abstract

Postkoloniale Kritik und Antisemitismuskritik stehen sich zunehmend unversöhnlich gegenüber. Dabei kommt es auch zu geopolitischen Rahmungen: der Westen oder globale Norden vs. der globale Süden. Das Arbeitspaket fragt, wie sich die beiden Kritikformen produktiv aufeinander beziehen lassen, um globalem Zusammenhalt näher zu kommen.

Zwischen postkolonialer Kritik und Antisemitismuskritik besteht seit jeher ein Spannungsverhältnis. Seit einigen Jahren allerdings eskaliert es. Die massiven Verwerfungen zwischen den beiden Kritikformen haben zudem eine geopolitische Dimension: Der Westen scheint als Repräsentant der Antisemitismuskritik aufzutreten, der globale Süden als Vertreter der postkolonialen Kritik. Und beide stehen sich in diesen Funktionen feindlich gegenüber.

Das Arbeitspaket will nachvollziehen, wie dieses Spannungsverhältnis historisch entstand. Ihm liegt offenbar ein Mangel gegenseitiger Anerkennung zugrunde: Der Kolonialismus wird innerhalb der Antisemitismuskritik zu wenig anerkannt, während der Antisemitismus kaum Beachtung innerhalb der postkolonialen Rassismuskritik findet. Das Arbeitspaket nimmt eine Re-Lektüre klassischer Texte der beiden Kritikformen vor und sucht systematisch nach den entsprechenden Leerstellen. Es fragt aber auch nach den Bedingungen der Möglichkeit, beide produktiv aufeinander zu beziehen. Die gegenwärtige Eskalation soll letztlich als das Produkt eines historischen Prozesses gegenseitiger Verkennung interpretiert werden. Zudem interessiert sich die Untersuchung dafür, wie Praktiken der Anerkennung beschaffen sein müssten. Wie lässt sich um Welt- und Selbstdeutungen ringen, ohne die Empathie zu verlieren? Wie lässt sich dabei Zusammenhalt befördern, ohne in Beliebigkeit oder kulturellen Relativismus abzugleiten?


Transferaktivitäten

Das Arbeitspaket organisiert mit EPIZ – Zentrum für Globales Lernen in Berlin eine Veranstaltungsreihe ‚Räume gegen Eskalation‘, um die Themen des Arbeitspakets öffentlich zu diskutieren. Zudem planen wir Interviews mit ExpertInnen aus Wissenschaft und Bildungsarbeit, die wir als Buch und Podcast veröffentlichen werden.


 D_02 - Transnationaler Ideologietransfer der populistischen und extremen Rechten

⇨  D_04 - Jugend als Generation Krise? Sozialisation in Konflikten und Transformationen

Dr. Felix Axster
Berlin

Dr. Felix Axster

Stellvertretender Standortsprecher, Principal Investigator, Mitglied im WissKomm-Ausschuss, Mitglied im Institutsrat …
felix.axster@tu-berlin.de

:

06/2024 – 05/2029
» zurück zur Projektübersicht