Politische Bildung als Transferlabor und kollaborative Wissensproduktion in einem superdiversen Stadtteil: Neue Formate öffentlicher Sozial- und Kulturwissenschaft
BRE_T_01 – Bremen
Zielsetzung / Fragestellung
Das Projekt entwickelt Transferformate als langfristige, die Forschung kontinuierlich begleitende Infrastrukturen und Resonanzräume sowie Erhebungs- und Bildungszusammenhänge gesellschaftlichen Zusammenhalts:
- „Gesellschaftswerkstätten“,
- Schüler*innenlabor,
- Dialogformate,
- ForschungswerkStadt Gröpelingen (mit Erzählcafés, Gesellschaftswerkstätten, kollaborativer Netzwerkforschung u.a.).
Die Transferformate dienen der Vermittlung und Reflexion sozial- und kulturwissenschaftlichen Wissens, der kollaborativen Wissensproduktion und der Generierung primär qualitativer Daten. Bezugspunkt aller Transferformate sind Teilaspekte individueller und kollektiver Lebensführung in den vier Grunddimensionen gesellschaftlichen Zusammenhalts (Haltungen, Praktiken, soziale Beziehungen / Netzwerke, Institutionen), wobei insbesondere Praktiken und Prozesse der Segregation zwischen sozialen Milieus beziehungsweise des milieuübergreifenden Zusammenwirkens fokussiert werden sollen. In Laboren und Gesellschaftswerkstätten werden milieuspezifische Lebensführungspraktiken und -haltungen (BRE_F_01, BRE_F_02) im Hinblick auf ihre Implikationen für gesellschaftlichen Zusammenhalt sichtbar gemacht, beschrieben und reflektiert, in Beziehung zueinander gesetzt und in Bezug auf gesellschaftlichen Zusammenhalt bewertet. Dies geschieht auch durch den systematischen Einsatz digitaler Tools.
In der ForschungswerkStadt Gröpelingen werden in Zusammenarbeit mit NGOs und Bewohner*innen lokale Netzwerkanalysen durchgeführt und Gesprächsformate wie Erzählcafés, Stadtteilkonferenzen und Neighborhood-Walks generiert und ausgewertet (Kooperation mit BRE_F_03, BRE_F_04). Die Prozesse und Ergebnisse der Formate werden über eine Open-Source-Content-Management-Plattform dokumentiert, archiviert und unterschiedlichen Zielgruppen zugänglich gemacht.
Die Schüler*innen-Labore adressieren Schüler*innen und Erwachsene im Hinblick auf Bildungsaspirationen, politische Beteiligung, Arbeit und demokratische Lebensführung.
Themen und Ergebnisse der Bremer Forschungs- und Transferprojekte werden in Dialogformaten mit Praktiker*innen und Entscheidungsträger*innen sowie zivilgesellschaftlichen Gruppen diskutiert. Wo immer möglich werden die genannten Multiplikator*innen vorab in die Projekte im Sinne eines kollaborativen Transferverständnisses einbezogen. Alle Formen des Wissenstransfers werden evaluiert.
Thematischer Bezug zu gesellschaftlichem Zusammenhalt
Das Projekt nimmt das Konzept der Resonanzräume zum Ausgangspunkt, um Zusammenhaltserleben im Sinne von Erfahrungen und Wissen diverser Akteure in Bezug auf Kontaktarenen und Solidarität, aber auch Abgrenzungspraktiken und Statuskonkurrenzen zwischen unterschiedlichen Milieus zu adressieren. Die Transferformate schließen dabei an das Konzept der Lebensführung an und führen es mit der Resonanztheorie zusammen. Dadurch, so die Arbeitshypothese, könnte es in den Transferdialogen und -kollaborationen gelingen,
- Statusarbeit und -konkurrenzen sowie Ausgrenzungserfahrungen der jeweiligen Zielgruppen beschreibbar zu machen,
- die daraus folgenden Konsequenzen für deren individuelle und kollektive Lebensführung für unterschiedliche soziale Arenen und Erfahrungsfelder (Schule, Betrieb, Nachbarschaft, Verwaltung) zu reflektieren,
und gemeinsam mit ihnen
- Gestaltungsoptionen im Hinblick auf gesellschaftlichen Zusammenhalt auszuloten und zu erproben.
Als methodische Rahmung der Transferformate dienen unterschiedliche digitale Infrastrukturen, die über hybride online-offline-Vernetzungen sowie durch digital gestützte Bildungsformate den Austausch zwischen verschiedenen Zielgruppen sowie zwischen Gesellschaft und Wissenschaft über deren jeweilige Verständnisse von gesellschaftlichem Zusammenhalt unterstützen. Perspektivisch realisiert werden soll neben der in einem prekären, superdiversen Stadtteil situierten ForschungswerkStadt Gröpelingen eine zweite Dependance in einem kontrastierenden, von Mittel- und Oberschichten geprägten Stadtviertel Bremens.
Prof. Dr. Andreas Klee
Projektmitarbeiter:innen
Dr. Martina Grimmig
Dr. Matthias Güldner
:
06 / 2020 – 05 / 2024:
- Transferprojekte
Politische Bildung als Integrationsinitiative? Eine kritisch-konstruktive Diskussion
Wissenstransfer zum gesellschaftlichen Zusammenhalt via VOICEcast – Ist die „Daimler-Familie“ ein Milieu und andere Fragen aus der Welt der Arbeit
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Klassenbedingte Ungleichheit und Politische Bildung
Politische Bildung im digitalen Lab
Politische Bildung im digitalen Lab
Resonanz(räume) erforschen, bilden und Wege aus der Entfremdung gestalten.
FGZ-interne Kooperationspartner:innen
Prof. Dr. Günter Warsewa
Prof. Dr. Nicole Deitelhoff
Prof. Dr. Olaf Groh-Samberg
Prof. Dr. Uwe Schimank
Prof. Dr. Sebastian Haunss
Prof. Dr. Betina Hollstein
Prof. Dr. Michael Windzio
Prof. Dr. Albrecht Koschorke
Prof. Dr. Andreas Petrik
Praxispartner:innen
- Landesinstitut für Schule Bremen
- Oberschule an der Koblenzer Straße
- Verein zur Förderung akzeptierender Jugendarbeit e.V.
- DGB Region Bremen-Elbe-Weser
- Transferstelle politische Bildung
- Forum „Politische Bildung“ Bremen
- Kultur vor Ort, e.V., Gröpelingen-Lindenhof (insbesondere soziokulturelles Modellprojekt „Europa Zentral“ im Liegnitzquartier)
- PS1 - Digital Impact Lab, Bremen-Gröpelingen