Foyer Forschung: Weltoffenheit und Antisemitismus im Kulturbetrieb
Der deutsche Kulturbetrieb reklamiert für sich den Wert der "Weltoffenheit“. Unter dieser Maßgabe wurde in den letzten Jahren sowohl das Verhältnis von Erinnerung an den Holocaust und den Kolonialismus als auch Debatten um das Verhältnis von Rassismus und Antisemitismus geführt. Der israelische Soziologe Natan Sznaider hat 2022 mit seinem Buch "Fluchtpunkte der Erinnerung. Über die Gegenwart von Holocaust und Kolonialismus" einen Ansatz vorgelegt, diese Debatten jenseits vereinfachender Dichotomien zu denken. Im Rückblick auf die documenta fifteen stellt sich nun die Frage, was unter Weltoffenheit zu verstehen ist, wenn es im deutschen wie internationalen Kulturbetrieb eine Abwehr gibt, sich mit Antisemitismus auseinanderzusetzen; wenn die Ziele der Kampagne Boycott Divestment Sanctions nicht verurteilt werden, die eine Isolierung Israels fordert. Juden mussten erkennen, dass der Satz „Für Antisemitismus gibt es in Deutschland, in Europa keinen Ort“ nicht stimmt. Es gibt Antisemitismus im öffentlichen Raum, und er kommt keineswegs nur von rechts, sondern gibt vor, sich an Universalismus, einer Kultur der Menschenrechte und Gleichheit zu orientieren.
Natan Sznaider (Prof. em. Akademische Hochschule in Tel Aviv, derzeit Senior Fellow am Internationalen Forschungszentrum Kulturwissenschaften Wien) im Gespräch mit Anna Pollmann (Historikerin, Forschungsinstitut gesellschaftlicher Zusammenhalt) und Robert Ogman (Bildungsreferent und Berater zu den Themen Jüdisches Leben und Antisemitismus in Deutschland)
Eine Kooperation von Forschungsinstitut gesellschaftlicher Zusammenhalt Konstanz, Theater Konstanz, Volkshochschule Konstanz, Deutsch-Israelische Gesellschaft Bodensee-Region, Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Konstanz e.V., Jüdische Gemeinde Konstanz e.V.