Transferwerkstatt „Wissen-schafft-Politik“
BRE_T_02 – Bremen
Zielsetzung / Fragestellung
Die Transferwerkstatt beabsichtigt – am Beispiel der Bremer Landespolitik – erstens, die unterschiedlichen Arten der Nachfrage nach wissenschaftlichem Wissen, seiner Produktion, Vermittlung und (Weiter-)Verwendung im Wechselspiel zwischen Wissenschaft und formalem Politikbetrieb zu analysieren. Zweitens zielt sie darauf, die Nutzung von wissenschaftlichem Wissen in der politischen Kommunikation im Austausch mit unterschiedlichen gesellschaftlichen Adressat*innengruppen und insbesondere im Umgang mit gesellschaftlichen Ungleichheiten und Statuskonkurrenzen zu reflektieren und daraus Schlussfolgerungen für praktische politische Kommunikation zu ziehen.
Kernelement der Transferwerkstatt wird eine auf Kontinuität angelegte Austauschplattform mit landespolitischen Akteur*innen sein, die auf lokaler Ebene praktische Vorhaben zur Beförderung von gesellschaftlicher Kohäsion begleitet. Zwei übergreifende Vorhaben werden verfolgt:
1. Die gemeinsame Begleitung von Praxisvorhaben in einem kontinuierlichen Arbeitszusammenhang ermöglicht Wissenschaftler*innen wie politischen Akteur*innen ein vertieftes Verständnis für die jeweils andere Perspektive auf gesellschaftliche beziehungsweise Politikprozesse herzustellen. Auf diese Weise lassen sich wechselseitig realistische(re) Erwartungen und effiziente(re) Formen der Kommunikation und Kooperation zwischen Politik und Wissenschaft entwickeln.
2. Gemeinsamer Forschungs- und Reflektionsgegenstand werden ausgewählte Praxisprojekte in Bremen sein, die teils als Transferaktivitäten des FGZ und teils anderweitig durchgeführt werden. So können die Formen und Formate der Beteiligung von Politik und Wissenschaft an praktischen Aktivitäten zur Beförderung von gesellschaftlicher Kohäsion systematisch analysiert und zur Grundlage von Weiterentwicklungen und Modifikationen gemacht werden.
Ergebnis soll ein Beratungsangebot für politische und wissenschaftliche Akteur*innen sein, das im Rahmen eines virtuellen Politiklabors (in Form einer gamifizierten Aufbereitung) zu wechselseitigen Erwartungsstrukturen und zur wechselseitigen Kommunikation sowie zur adressatengerechten Aufbereitung wissenschaftlicher Ergebnisse durch politische Akteur*innen aufklärt. Damit leistet das Projekt Transferbeiträge zu den Forschungsfeldern 2 (Demokratie und Öffentlichkeit), 5 (Institutionelle Strukturen und Öffentliche Güter) sowie 9 (Medien und Kommunikation).
Thematischer Bezug zu gesellschaftlichem Zusammenhalt
(Wissenschaftlich hergestelltes) Wissen ist eine wichtige Ressource von politischen Akteur*innen beziehungsweise Institutionen. Deren Herstellung und Nutzung wirkt auf politische Kommunikations- und Entscheidungsprozesse im Kontext gesellschaftlicher Ungleichheits-, Konkurrenz- und Exklusionsdynamiken ein; gleichzeitig ergeben sich Rückwirkungen auf die Nachfrage nach und die Produktionsbedingungen von Wissen zu diesen Themen. In formativ-evaluativer Begleitung analysiert die Transferwerkstatt ausgewählte Praxisvorhaben, die explizit auf die Stärkung sozialen Zusammenhalts abzielen, und reflektiert dabei die Kommunikation sozialwissenschaftlichen Wissens in die Politik sowie die Formen der Verwendung dieses Wissens seitens der Politik. Dabei wird sowohl auf die politikeigenen Ausdeutungen wie auf die Weiterkommunikation des ursprünglich sozialwissenschaftlichen Wissens an gesellschaftliche Adressat*innen in verschiedenen Praxisbezügen geachtet. Folgende exemplarische Praxisprojekte in Bremen sind dazu vorgesehen:
- Politische Bildung als Transferlabor und kollaborative Wissensproduktion in einem superdiversen Stadtteil: Neue Formate öffentlicher Sozial- und Kulturwissenschaft BRE_T_01)
- Proteste und gesellschaftlicher Zusammenhalt (BRE_F_04) – Das Forschungsvorhaben analysiert lokale Protestbewegungen unter Beteiligung von Akteur*innen (vgl. BRE_F_04). Das Wissen über Funktionsbedingungen solcher Politikprozesse und deren Folgen für gesellschaftlichen Zusammenhalt ist von wachsender Relevanz für politische Akteur*innen und Institutionen.
- „Tinder die Stadt“ (externes BMBF-Kooperationsprojekt des Bremer Forschungsverbunds) – Bei der innovativen Stadt-Nachrichten-App, die gegen Ende 2019 in die Praxisphase gehen wird, liegt der Bezug zum Thema gesellschaftlicher Zusammenhalt vor allem in dem Versuch, Medieninhalte milieuübergreifend in einem co-kreativen Prozess herzustellen und über die sozialen Medien verfügbar zu machen. Neben dem evaluativen Aspekt soll in dem begleitenden Reflektionsprozess auch geklärt werden, ob und unter welchen Bedingungen sich dieses Medium auch für eine Wissenschaftskommunikation eignet.
- Bündnis für Wohnen Bremen – Das Bündnis für Wohnen ist ein im engeren Sinne politischer Diskussions- und Aushandlungszusammenhang, der unter Beteiligung aller Akteur*innen der lokalen Wohnungspolitik (Immobilienwirtschaft, Bau- und Stadtentwicklungspolitik, Mieterinitiativen etc.) in Bremen institutionalisiert ist. Prozess- und Erfolgsbedingungen derartiger Verständigungsprozesse sind insbesondere vor dem Hintergrund der aktuellen Wohnungsmarktentwicklung für die Herstellung von gesellschaftlicher Kohäsion von Bedeutung.
Dr. Peter Bleses
Prof. Dr. Günter Warsewa
Projektmitarbeiter:innen
Jessica Nuske
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06 / 2020 – 05 / 2024:
- Transferprojekte
Schader-Forum, Goethestraße 2, 64285 Darmstadt
„Die ewige Suche nach der Praxis“ | Zur Rolle der Gesellschaftswissenschaften
„Roter Saal“, Historische Sternwarte Geismar Landstraße 11 37083 Göttingen