Überregionale und regionale Bedeutung des gesellschaftlichen Zusammenhalts: Konzeptionen und Messungen relevanter Konstrukte
BIE_F_02 – Bielefeld
Zielsetzung / Fragestellung
Das Projekt untersucht zunächst die Dimensionen und möglichen Erklärungskonzepte des gesellschaftlichen und sozialen Zusammenhalts auf der Grundlage bestehender Befragungen (Surveys), die im Interdisziplinären Institut für Konflikt- und Gewaltforschung (IKG) aber auch in anderen Institutionen (zum Beispiel bei der Bertelsmann-Stiftung) erhoben wurden. Es sollen überregionale, regionale und explizit auch kleinräumige Studien berücksichtigt werden. Die systematische und vollständige Erfassung sowohl zentraler Erklärungskonzepte des gesellschaftlichen Zusammenhalts als auch die Dimensionierung im Sinne eines „konstruktiven“ und „destruktiven“ Zusammenhalts stehen im Vordergrund. Die Aufarbeitung der einzelnen Datensätze, die Zusammenstellung der einzelnen Messungen und Skalen und der Vergleich der Ergebnisse im Sinne einer Bestandsaufnahme kennzeichnen die ersten Arbeitsschritte. Eine systematische Evaluation relevanter, aber bisher noch nicht in diesem Forschungskontext berücksichtigter Konzepte (insbesondere Ungerechtigkeitssensibilität) soll vorgenommen werden. Die Analysen sollen über den Kontext des Teilinstituts in Bielefeld hinaus die inhaltlichen und methodischen Arbeiten zum Aufbau des „Zusammenhaltspanels“ im Datenzentrum in Bremen unterstützen. Da das zu evaluierende Datenmaterial auch teilweise über den deutschen Kontext hinausgeht, wird eine europäische (internationale) Perspektive in den einzelnen Untersuchungsschritten einbezogen.
In einer sich anschließenden Arbeitsphase werden ausgewählte Konzepte in kleineren qualitativen und quantitativ orientierten Studien im Hinblick auf ihre Messgenauigkeit (Reliabilität und Validität) für unterschiedliche Erhebungsmodi (schriftlich, mündlich, telefonisch, online) getestet. Diese Pretests sollen wesentliche Informationen für die weitere Verwendung in geplanten Studien der Teilinstitute des FGZ liefern. Die Tauglichkeit für das im FGZ geplante Monitoring im Zeitverlauf (Panelstudie) sowie die konzipierten Regionalstudien stehen hier ebenfalls im Vordergrund. Abschließend sollen alle geeigneten Instrumente in Form eines Online-Skalenhandbuchs zusammengestellt werden sowie Empfehlungen ausgearbeitet werden, inwieweit sich die untersuchten Instrumentarien zum Einsatz in weiteren Surveys ‒ in Abhängigkeit der verschiedenen Modi ‒ eignen.
Im Sinne des Rahmenantrages (fünf Quellen des sozialen Zusammenhalts) wird sich dieses Teilprojekt im Wesentlichen mit der Untersuchung von sozioökonomischen Faktoren (1. Quelle) sowie sozialen Beziehungen und Praktiken (2. Quelle) befassen und hierbei reliable und valide Messungen für relevante Erklärungsfaktoren des gesellschaftlichen Zusammenhalts entwickeln.
Thematischer Bezug zu gesellschaftlichem Zusammenhalt
Der thematische Bezug ergibt sich durch die Analyse der einzelnen Dimensionen des konstruktiven und destruktiven Zusammenhalts. Es werden vornehmlich Konstrukte, wie gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, soziale Deprivation, Populismus, Demokratiefeindlichkeit oder Perspektiven von Ungerechtigkeitssensibilität erfasst, die in einem negativen Zusammenhang zum gesellschaftlichen Zusammenhalt stehen. Des Weiteren werden Konstrukte wie Toleranz, Integrationsbereitschaft oder politische Partizipation und solche Perspektiven von Ungerechtigkeitssensibilität untersucht, die in einem positiven Zusammenhang zum gesellschaftlichen Zusammenhalt stehen. Das Projekt leistet in der Gesamtkonzeption des FGZ einen empirisch-analytischen Beitrag und steht in engem Zusammenhang mit dem Zusammenhaltspanel des Datenzentrums Zusammenhalt.
Prof. Dr. Jost Reinecke
Dr. Lena M. Verneuer-Emre
Projektmitarbeiter:innen
Stephan Skolarski
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06 / 2020 – 05 / 2022:
- Cluster 1: Theorien, Politiken und Kulturen des Zusammenhalts
- C1: Grundbegriffe, Theorien und Semantiken
- Cluster 2: Strukturen, Räume und Milieus des Zusammenhalts
- C2: Raum und Region