Umkämpftes Erinnern. Gedenken an Nationalsozialismus und Kolonialismus
Tagung
Ausgerechnet dort, wo künstlerische Positionen und wissenschaftliche Theorien gedeihen und sich konstruktiv befruchten sollen, herrscht seit einigen Jahren ein oft polarisierender Konflikt rund um Antisemitismuskritik und Postkolonialismus. Ob die Debatte um den Historiker und Philosophen Achille Mbembe, in der der Vorwurf der Holocaustrelativierung mit dem des Rassismus beantwortet wurde, oder der Antisemitismusskandal auf der documenta fifteen: Antisemitismuskritik und Postkolonialismus werden in der öffentlichen Wahrnehmung oft in Konkurrenz zueinander gestellt.
Insbesondere für die historische und politische Bildung, die als Vermittlerinnen von Wissen agieren, ist diese Situation herausfordernd. Noch zeichnet sich kaum ab, wie die mitunter aufgeregten Diskurse produktiv genutzt und Ideen einer inklusiven Erinnerungskultur von Holocaust und Kolonialismus in der Praxis gelebt werden können.
Bei unserer Tagung möchten wir uns mit diesen Herausforderungen beschäftigen und dabei einen besonderen Fokus auf das Thema (Post-)Kolonialismus setzen. Denn die Fragen nach der Aufarbeitung der kolonialen Vergangenheit, ihren realen Folgen in der Gegenwart und die Beziehung von Holocaust und Kolonialismus in der kollektiven Erinnerung sind zentral und müssen jetzt – jenseits von Opferkonkurrenzen – geführt werden.
Die Tagungsreihe Blickwinkel der Bildungsstätte Anne Frank ist ein antisemitismus- und rassismuskritisches Forum für Bildung und Wissenschaft. Die Tagung wird u.a. in Kooperation mit dem FGZ Berlin organisiert.