Transnationale Zirkulationen von Rassismusvorstellungen
INRA_A02 – Leipzig
Zielsetzung/Fragestellung
Rassismus hat viele Facetten und viele Geschichten. In einer global vernetzten Welt kommt es in immer stärkerem Maße zu vielfältigen Aneignungen von Vorstellungen von und Erfahrungen mit Rassismus über die Grenzen ihres jeweiligen Entstehungskontextes hinaus, wie das Beispiel der Black Lives Matter (BLM)-Bewegung 2020 sehr eindrucksvoll belegt hat. Das Teilprojekt erforscht die Wirkungen dieser transnationalen Zirkulationen auf das Verständnis von Rassismus in deutschen Institutionen. Untersucht wird, welche Rassismus- bzw. Anti-Rassismus-Diskurse es in Deutschland und in anderen Ländern in den letzten fünf Jahren gab und wie sie zum Ausdruck gebracht wurden. Daran anschließend interessiert uns, inwieweit Debatten in Deutschland durch Diskurse in anderen Ländern beeinflusst wurden bzw. ob man von einem spezifisch deutschen Rassismus- bzw. Anti-Rassismus-Diskurs sprechen kann. Als Quellen dienen verschiedene Print- und Online-Medien (Erfahrungsberichte, Online-Zeitschriften, Social Media, Audio- und Videopodcasts).
Zu den Arbeitsschritten
Die verschiedenen Arbeitsschritte sind: die Korpuserstellung, die Ermittlung der zentralen Akteur:innen, die hermeneutische Auseinandersetzung mit Rassismus- bzw. Anti-Rassismusvorstellungen und die Erstellung einer Monografie mit Empfehlungen zur inhaltlichen Einbeziehung der Dynamisierung des Rassismusverständnisses in die Weiterbildung in Behörden. Zunächst werden die Orte und Zeiträume öffentlicher Debatten über Rassismus in den letzten fünf Jahren identifiziert und transnationale Rassismus bzw. Anti-Rassismus-Vorstellungen erarbeitet und kategorisiert. Von da ausgehend wird untersucht, wie diese Vorstellungen in Deutschland angeeignet und resemantisiert werden. Anschließend werden sowohl deutsche als auch internationale Akteur:innen (Vertreter: innen von antirassistischen Organisationen, Buchautor:innen, Blogger:innen etc.) interviewt bzw. zu Gesprächen eingeladen. Zuletzt werden gemeinsam mit Behördervertreter:innen Strategien erörtert, wie der Vervielfältigung der Rassismusverständnisse im Behördenalltag Rechnung getragen werden kann. Neben diesen konkreten Transferleistungen in die beforschten Behörden zielt das Projekt auf die Fundierung der öffentlichen Debatte durch eine differenzierte Diskursanalyse zur Vielfalt der Verständnisse von Rassismus in der gegenwärtigen deutschen Gesellschaft und ihrer transregionalen Kontexte.
Prof. Dr. Matthias Middell
Projektmitarbeiter:innen
Dr. Alain Belmond Sonyem
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01 / 2022 – 12 / 2024:
- InRa-Studie „Institutionen & Rassismus"
- InRa A: Dynamisierung des Rassismusverständnisses