»Wir schaffen hier sozialen Frieden« – Konflikt- und Krisendynamiken in zwei deutschen Kommunen seit dem langen Sommer der Migration 2015

Abstract

Der Beitrag adressiert lokale Krisen- und Konfliktdynamiken in den Kommunen seit dem langen Sommer der Migration. Im Rahmen einer qualitativen Feldforschung in Jena (Thüringen) und Konstanz (Baden-Württemberg) wurden teilstrukturierte narrative Interviews mit unterschiedlichen Akteur:innen mit und ohne Fluchtgeschichte geführt. In den erhobenen Erzählungen verdichten sich lebenswelt- und alltagsnahe, im praktischen Handeln und im persönlichen Erleben verankerte Erfahrungen. Auf dieser empirischen Grundlage, ergänzt um weitere Dokumente, wurde das Feld der Geflüchtetenarbeit seit 2014/15 in beiden Kommunen in seiner Vielstimmigkeit, Kontingenz und sozialräumlichen Einbettung rekonstruiert. Der Beitrag leuchtet aus wie und welche Allianzen sowie Praktiken sich herausbildeten, wie konflikthafte Situationen gestaltet wurden und welche Formen der kollektiven Aushandlung sich dabei etablierten. Deren Situiertheit in spezifische gesellschaftspolitische Kontexte wird dabei mitreflektiert. Denn Handelnde nehmen kollektive Herausforderungen wie die Ankunft Geflüchteter in den Kommunen unter anderem vermittelt über lokal verankerte Narrative und Handlungsformen wahr, die zumeist unter dem Radar der medial vermittelten gesellschaftlichen Öffentlichkeit laufen – wie bspw. Praktiken des Kirchenasyls, der zivilgesellschaftlichen Mobilisierung für Geflüchtetenrechte oder gegen Rechtsextremismus.