Wie viel Mittelstadt braucht der sozialräumliche Zusammenhalt?

Abstract

Dieser Beitrag nimmt die Zufriedenheit mit wohnungsbezogener Infrastruktur im regionalen Vergleich in den Blick. Aus den Daten der ersten Welle des Regionalpanels geht hervor, dass insbesondere die Zufriedenheit mit dem Angebot an bezahlbarem Wohnraum in den untersuchten Mittelstädten Einbeck, Gladbeck, Merseburg und Passau im Durchschnitt sehr niedrig ist. Als mögliche Ursachen für eine mangelnde Wohnraumversorgung werden in der Literatur vielfältige Entwicklungen benannt. Steigende Mietpreise auf dem Wohnungsmarkt, die auch in den Untersuchungsorten zu beobachten sind, scheinen für die gemessene Unzufriedenheit in den Mittelstädten mit der Bezahlbarkeit von Wohnraum eine hohe Bedeutung zu haben. Der Befund, der mit Blick auf deutsche Großstädte bereits hinlänglich bekannt ist, gibt neben der Erkenntnis, dass durch eine mangelhafte Wohnraumversorgung mit weiter steigenden sozialen Ungleichheiten zu rechnen ist, auch Hinweise auf eine Veränderung in der Raumstruktur. Ihre Funktion als Ankerstädte, die Mittelstädten auch in vorherrschenden Raumordnungskonzepten zugesprochen wird, scheinen diese zunehmend zu verlieren. Können bezahlbarer Wohnraum und die wohnungsbezogenen Infrastrukturen, durch die auch der Zugang zu öffentlichen Gütern ermöglicht werden kann, nicht mehr gewährleistet werden, wird sozialräumlicher Zusammenhalt immer weiter in Frage gestellt werden. Der Beitrag schließt mit dem Plädoyer, in der Debatte um die Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse die Ausrichtung der Wohnraumversorgung daher stets mitzudenken, da sie auf kommunaler Ebene die Chance bietet, sowohl sozialen als auch räumlichen Ungleichheiten entgegenwirken zu können.