Integrationsaufgabe und Integrationsfunktion von Public Service Medien
HAM_F_03 – Hamburg
Zielsetzung / Fragestellung
Öffentlich-rechtlichen Medienangeboten beziehungsweise Public Service Medien kommt in der deutschen Medienordnung wie auch in den Medienrepertoires der Bevölkerung eine wesentliche Stellung zu. In den vergangenen Jahren hat sich die Debatte um ihren Auftrag und Leistungsumfang allerdings verschärft, insbesondere in Hinblick auf ihren Stellenwert in digitalen Medien. Ziel des interdisziplinär angelegten Projektes ist es, eine rechts- beziehungsweise regulierungswissenschaftliche mit einer kommunikationswissenschaftlichen Perspektive zu kombinieren und auf dieser Grundlage folgende Leitfragen zu beantworten: Wie kann ein für Public Service Medien aus (Verfassungs-)Recht ableitbarer Auftrag zur Herstellung gesellschaftlichen Zusammenhalts aussehen? Und wie nehmen gesellschaftliche Teilgruppen die Leistungen öffentlich-rechtlicher Medien in dieser Hinsicht wahr?
Thematischer Bezug zu gesellschaftlichem Zusammenhalt
Angesichts ihrer staatsfernen Organisation und ihrer Beitragsfinanzierung sind öffentlich-rechtliche Medienanbieter weniger von negativen Marktexternalitäten betroffen. Dieser Umstand führt theoretisch zu Vorteilen bei der Selektion von Themen und der Produktion von Medieninhalten. Eine Ausrichtung an öffentlichen Berichterstattungsinteressen bietet – wiederum theoretisch – die Chance einer besonderen Stellung dieser Medien bei der Herstellung von Öffentlichkeit, der Integration divergierender Bevölkerungsgruppen, der Ermöglichung politischer Teilhabe sowie der Akzeptanz der öffentlich-rechtlichen Medienangebote in der Gesellschaft. Das Projekt arbeitet heraus, wie ein aus dem Grundgesetz sowie dem einfachgesetzlichen Rundfunk- und Medienrecht abgeleiteter Integrationsauftrag öffentlich-rechtlicher Anbieter ausgestaltet ist und inwieweit die derzeitigen Rundfunkanstalten diesem Auftrag aus Sicht der Bevölkerung nachkommen.
Das Projekt verbindet somit begrifflich-theoretische Grundlagenarbeit zu institutionellen Grundlagen der Gesellschaft – ihrer Medienordnung – mit empirischen Analysen zur Konzeption, Umsetzung und Akzeptanz von „gesellschaftlichem Zusammenhalt“ als Zielwert öffentlich-rechtlicher Angebote. Von den in der FGZ-Heuristik angelegten Faktoren beziehungsweise Quellen gesellschaftlichen Zusammenhalts fokussiert das Vorhaben insbesondere a) auf Einstellungen und Haltungen (affektive Dimension) sowie b) institutionelle Strukturbedingungen. Mittelbar werden zudem Befunde zur Präsenz der Public Service Medien in öffentlichen (Social Media-)Diskursen ermittelt, sodass auch Befunde zu Formen kollektiv wirksamen Erzählens ermittelt werden.
Projektmitarbeiter:innen
Dr. Stephan Dreyer
Dr. Sascha Hölig
Hermann-Dieter Schröder
Amélie P. Heldt
Dr. Irene Broer
:
06 / 2020 - 05 / 2024:
- Cluster 1: Theorien, Politiken und Kulturen des Zusammenhalts
- C1: Demokratie und Öffentlichkeit
- Cluster 2: Strukturen, Räume und Milieus des Zusammenhalts
- C2: Medien und Kommunikation